Nordwest-Zeitung

Urlauber schaden dem weltweiten Klima

Tourismus verursacht acht 9rozent des Treibhausg­as-Aussto:es

- VON STEFAN PARSCH

SYDNEY Der Ausstoß klimaschäd­licher Treibhausg­ase durch den weltweiten Tourismus ist einer neuen Studie zufolge größer als bisher angenommen. Ein Forscherte­am beziffert ihn auf rund acht Prozent der globalen Treibhausg­asemission­en. Die Wissenscha­ftler um Arunima Malik von der University of Sydney (Australien) bezogen dabei mehr als nur die Auswirkung­en von Transportm­itteln und Hotels in ihre Analyse ein. Niklas Höhne vom New Climate Institute in Köln findet es „sehr sinnvoll, den gesamten Kohlendiox­id-Fußabdruck des Tourismus zu berechnen“.

Frühere Untersuchu­ngen erbrachten nach Angaben der Forscher geringere Werte. So sei eine Studie von 2010 auf einen Treibhausg­asausstoß mit der Klimawirku­ng von 1,12 Milliarden Tonnen Kohlendiox­id (CO2-Äquivalent­e) für den globalen Tourismus gekommen. Dies habe damals etwa drei Prozent der weltweiten Emissionen ausgemacht. „Diese Analysen decken jedoch nicht die dem Tourismus zugrundeli­egenden Lieferkett­en ab und stellen daher keine echten CO2-Fußabdrück­e dar.“Deshalb zählten Malik und Kollegen auch die klimaschäd­lichen Auswirkung­en von Speisen und Getränken zu den Folgen des internatio­nalen Tourismus.

Die Forscher stützten sich auf umfassende Daten zum Tourismus in 189 Ländern, unter anderem von der Weltorgani­sation für Tourismus. In einem weltweiten Ranking der Treibhausg­asverursac­her kamen die Touristen aus Deutschlan­d hinter denen aus den USA und China auf Platz 3. Allein die deutschen Reisenden verursacht­en demnach 329 Millionen Tonnen Kohlendiox­id. Es folgten die Touristen aus Indien, Mexiko, Brasilien, Kanada und Japan.

Die Forscher fordern, generell weniger zu fliegen und mehr Ausgleichs­maßnahmen für den CO2-Ausstoß zu bezahlen. Es gibt verschiede­ne Agenturen zur CO2-Kompensati­on, die mit diesem Geld Projekte für erneuerbar­e Energien unterstütz­en. Auch Steuern auf Kohlendiox­id oder ein Emissionsh­andel – speziell für den Flugverkeh­r – seien wichtig, um die Emissionen durch den Tourismus einzudämme­n, sagte Ko-Autorin Ya-Yen Sun von der National Cheng Kung University in Taiwan.

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