Auf dass wir uns verstehen
Sie verstehen sich nicht mehr, das ist das Schlimmste. Nicht mehr eine Sprache zu sprechen, macht das Miteinander so schwer, manchmal leidvoll. Für die menschliche Zweisamkeit gilt das ebenso wie für das Leben in der Gesellschaft.
So ergeht es auch den Menschen, die einen Turm bauen, so hoch wie der Himmel, sie wollen Gott in die Augen schauen.
Nein, nichts gegen große Projekte, aber dieser Turmbau ist getrieben von Größenwahn, und so bringt Gott, der die Sprache der Menschen verwirrt, einfach alles zum Erliegen – die Sache mit dem Turmbau erledigt sich, die Menschen verstehen sich nicht mehr. Ohne dieses Eingreifen Gottes würde es unsere Sprachenvielfalt auf der Erde nicht geben. Diese Vielfalt in Klang und Melodie der Sprachen, herausfordernd und inspirierend zugleich.
Und wenn wir wirklich gar nichts verstehen, dann sind wir eingeladen, die Sprache des Herzens zu sprechen, oder aber mit Händen und Füßen zu reden.
Nur wenn wir uns mit Tiefgang unterhalten oder das Anliegen des anderen verstehen wollen, kommen wir an unsere Grenzen und wünschen uns nichts sehnlicher, als die Sprache des anderen zu verstehen und zu sprechen.
Eine biblische Geschichte erzählt davon, wie alle Menschen sich verstehen. Das Wunder von Pfingsten. Sie ist für mich immer wieder faszinierend, ist es doch ein zutiefst menschlicher Wunsch, den anderen zu verstehen und selber auch verstanden zu werden.
Der Geist Gottes, der, wie es die Bibel erzählt, weht wo er will, pustet alle Sprachverwirrung fort, und folglich breitet sich ein tiefes Verständnis aus für jeden und jede. Keine Simultanübersetzung mehr, kein irritierendes Dolmetschen, keine Sprachlosigkeit. Einfach nur Verstehen und ein friedliches Gemurmel: Ich verstehe dich, ich verstehe mich gut mit dir, ich fühle mich verstanden.
Das ist für mich Pfingsten: zu bitten um den Geist, oder die heilige Geistkraft, wie wir den Geist auch beschreiben können, für uns persönlich, für unsere Gemeinden, für unsere Gesellschaft. Auf dass wir uns verstehen! Für mich ist es eine Hoffnung, denn die heilige Geistkraft weht, wo sie will. Frohe Pfingsten!