Audi 200 vom Spießer zum Sportler
Als Quattro 20V weltweit schnellster Viertürer seiner Zeit – Gefragtes Modell IM RÜCKSPIEGEL
Die Limousine wurde 1983 zum ersten Mal präsentiert. 1987 gewann Hannu Mikkola mit dem Audi 200 ü8erraschend die Afrika-Rall9e.
NAIROBI/INGOLSTADT/DPA Mit dem 200 hat Audi Abschied vom Image des Biedermanns genommen. Spätestens mit dem Sieg bei der Afrika-Rallye vor 30 Jahren wurde aus dem Spießer ein Sportler. Zwar haben die Bayern mit ihren Sport-Quattros schon vorher die Rallyepisten dominiert. Doch in der Serie galten ihre Autos als Spießer: nicht so dynamisch wie BMW und nicht so luxuriös wie Mercedes.
Bis der 200er kam. Denn die 1983 erstmals gezeigte Limousine gab es auch als Quattro 20V. Der 2,2 Liter große Fünfzylinder beschleunigte den Wagen mit seinen 162 kW/220 PS auf bis zu 242 km/ h. „Das machte den Audi 200 zum weltweit schnellsten Viertürer seiner Zeit und brachte ihm Ehrentitel wie Ferrari für Familienväter ein“, sagt Kober. Allerdings verlangte Audi für das Flaggschiff 74 500 D-Mark und war so zumindest finanziell längst in der Oberklasse angekommen.
„Der 200er war das schnellste und stabilste Auto, das wir damals hatten. Perfekt also als Basis für einen Rallyewagen“, erinnert sich Dieter Basche, der seinerzeit den Bau der Rennwagen verantwortet hat und von einem Jahr aufs nächste einen Ersatz für die Quattros aus der aufgelösten „Gruppe B“finden musste.
„Uns Fahrern erschien die Limousine anfangs jedoch alles andere als geeignet“, sagt Rallyefahrer Hannu Mikkola bei einem Wiedersehen mit dem Auto. Selbst wenn er mit Blick auf die hübschen Türtafeln und die edlen Zierkonsolen im Cockpit noch nie so einen edel ausgeschlagenen Rallye-Wagen hatte. Mit 1500 Kilo viel zu schwer, mit 4,80 Metern zu lang und insgesamt zu ungelenk sei die Direktionslimousine gewesen, als dass man damit einen Blumentopf gewinnen könnte.
Das hatte der Finne befürchtet und sich auf der AfrikaRallye selbst eines besseren belehrt: „Immer schön den Schwung halten und nie aus dem Flow kommen“, verrät er das Rezept eines Erfolges, an den damals so recht keiner glauben wollte.
Aber weil die Fanbasis groß ist und der 200er nach dem Ende seiner Produktion 1990
schnell im Preis gefallen ist, hat er auch bei Sammlern einen hohen Stellenwert, heißt es beim Verein Freunde des Audi Typ 44. Das Topmodell ist schwer zu bekommen: „Gerade diese Autos sind – leider – mittlerweile auch bekannt dafür, dass sie eine recht ordentliche Motorleistung im Serienzustand haben, die vergleichsweise günstig
für den Endanwender durch ein paar Chips auf bis zu 280 PS gesteigert werden kann“, schreiben die Fans auf ihrer Website. Eher selten sei dann auf einen einwandfreien Zustand der Gesamthardware geachtet worden. Das Angebot sei ohnehin wegen der einst überschaubaren Produktionszahlen heute recht dünn.
„Gute Audi 200 befinden sich inzwischen in Liebhaberhand und werden selten weggegeben, schon gar nicht unter Wert“, schreibt der Oldtimer-Experte und Buchautor Haiko Prengel. „Für 4000 bis 6000 Euro gibt es bereits ordentliche Exemplare.“Nur die Quattro 20V seien teurer und kaum unter 10 000 Euro zu haben, sagt Prengel.