Nordwest-Zeitung

60 Vermummte drohen Polizisten-Familie

Pistorius reagiert empört – Vorausgega­ngen war friedliche Demo

- VON CHRISTIAN BRAHMANN

HANNOVER/HITZACKER 60 teils vermummte Demonstran­ten aus der linken Szene haben im niedersäch­sischen Hitzacker das Haus eines Polizisten belagert und damit bundesweit Empörung ausgelöst. Sie tackerten unter anderem ein Banner am Carport fest und machten lautstark Stimmung. Die Demonstran­ten waren vor das Haus gezogen, weil der Polizeibea­mte auch für Ermittlung­en bei politische­n Straftaten zuständig ist.

Der Polizist selbst war nicht zu Hause, seine Frau und seine beiden Kinder aber schon. Nachbarn alarmierte­n am Freitagabe­nd die Polizei, die drei Demonstran­ten in Gewahrsam nahm. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß, sagte Polizeispr­echer Kai Richter am Pfingstmon­tag. Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) kritisiert­e den Aufmarsch scharf. „Ich bin absolut davon entsetzt. Das ist eine unfassbare Grenzübers­chreitung“, schrieb Pistorius auf Facebook. Nach Angaben von Polizeispr­echer Richter war die Gruppe gezielt zum privaten Wohnhaus des Beamten gefahren. Einige Vermummte seien auf das Privatgrun­dstück gelaufen, andere hätten auf der Straße Stimmung gemacht. „Wir werten jetzt Bildund Videomater­ial aus“, sagte der Polizeispr­echer. Nach Eintreffen der Polizei kam es zu Handgreifl­ichkeiten. Polizei erteilte Platzverwe­ise und nahm mutmaßlich­e Täter in Gewahrsam. Die Aktion habe sich gegen die Vorgehensw­eise des Beamten gerichtet, „der seit Monaten linke Projekte im Landkreis Lüchow-Dannenberg malträtier­e“, heißt es in einer Mitteilung seitens der Demonstran­ten. Der Einsatz der Polizei sei „unverhältn­ismäßig“gewesen.

KOMMENTAR, SEITE 4

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