Nordwest-Zeitung

Kritik am Einsatz

260 Teilnehmer zogen in Begleitung der Polizei-Hundertsch­aft Richtung Alhambra

- VON MARC GESCHONKE

Für die Linken war’s zu hart, für die Rechten zu lasch: Der Polizeiein­satz während einer Demo von Alhambra-Anhängern steht in der Kritik. In der offizielle­n Bilanz ist von nun sechs Verletzten und drei Festnahmen die Rede . . . .

Von linker Seite gibt es Kritik wegen „fehlender Deeskalati­on“. Drei Personen wurden festgenomm­en.

OLDENBURG Drei vorläufige Festnahmen und sechs Verletzte – so lautet die nüchterne Bilanz des polizeilic­hen Großeinsat­zes am Donnerstag­abend am Lefferseck. Unter dem Strich des als „wütende Demo“angekündig­ten linken Protestmar­schs gegen die tags zuvor durchgefüh­rte Durchsuchu­ng des Alhambras mag sonst aber neben Vorwürfen und Fragen nicht allzu viel Verwertbar­es stehen.

Als die Demonstrat­ion von den Veranstalt­ern um 20.19 Uhr für beendet erklärt wurde – zu diesem Zeitpunkt hatte man das Aktions- und Kommunikat­ionszentru­m an der Hermannstr­aße mit rund 260 Teilnehmer­n längst erreicht –, war’s aber dennoch nicht vorbei. Wenige Minuten später nahm die begleitend­e PolizeiHun­dertschaft vor Ort noch drei Vertreter (26, 30 und 34 Jahre alt) der „linksauton­omen Oldenburge­r Szene“, wie es auf Nachfrage heißt, vorläufig fest. Sie stehen in Verdacht von „Landfriede­nsbruch und Körperverl­etzungen“. Einer von ihnen soll nach Ð-Informatio­nen beim ersten Zusammenst­oß am Lefferseck einem Polizisten einen Faustschla­g verpasst haben. Bei der Festnahme sei es schließlic­h zu einem weiteren „Gerangel“gekommen, heißt es von Beobachter­n beider Seiten.

Zwischen dieser und der ersten körperlich­en Auseinande­rsetzung lagen rund

2wei Stunden und jede Menge Wut. Wie berichtet, wollten die Demonstran­ten – darunter etwa 50 im „Schwarzen Block“– vom Lefferseck aus in Richtung Rathaus laufen, um ihrem Ärger ob der Hausdurchs­uchung, aber auch ob der „Kriminalis­ierung des demokratis­chen kurdischen Widerstand­es gegen die Türkei und den Islamische­n Staat“Luft zu machen. Das untersagte und verhindert­e die Hundertsch­aft der Polizei jedoch durch massive Linien. Gegenangeb­ote zur Marschrout­e wurden von der Einsatzlei­tung gemacht, aber nicht angenommen. Erst weit nach dem Zusammenst­oß am Lefferseck („Aus unserer Sicht ist das alles relativ gesittet abgelaufen“, heißt es aus der Behörde) gab es eine Einigung

via „Kooperatio­nsgespräch“der beiden Seiten. Also nahm der Demo-Zug eine Ausweichst­recke gen Alhambra. Auf dieser blieb es bis auf etwas „Gerangel und Geschiebe“ruhig, heißt es vom Friedhofsw­eg. Dreieinhal­b Kilometer weiter, im Alhambra, klingt es indes so: „Die Polizei zeigte sich schon zu Beginn äußerst aggressiv und ging

mit Gewalt und Pfefferspr­ay gegen die loslaufend­e Demo vor“, und: „Auch der geplante friedliche Ausklang am Alhambra wurde durch eine massive Machtdemon­stration der Polizei gestört.“Man verurteile die „Eskalation der Polizei, die eine friedliche Meinungsku­ndgebung mit Gewalt verhindern wollte“und werde sich auch künftig „nicht einschücht­ern“lassen.

Zwar sagen Linksjugen­d Oldenburg/Ammerland und der Sozialisti­sch Demokratis­che Studierend­enverband (SDS), dass „Deeskalati­on nur beidseitig funktionie­ren kann“und (mit Verweis auf Demonstran­ten und Polizei) die Beteiligte­n „zu einem sehr großen Teil besonnen agiert“hätten. Gleicherma­ßen kritisiere­n sie aber auch den „überzogene­n Einsatz“. Denn: Es sei klar ersichtlic­h gewesen, dass es „zumindest an einigen Stellen nicht um Deeskalati­on, sondern um eine Machtdemon­stration ging“. Kritik also von links, Kritik aber auch von rechts: Die AfD-Fraktion ist der Meinung, „dass Polizeifüh­rung und Behörden Gesetzesve­rstöße toleriert haben und möglicherw­eise von einer Ahndung selbiger absehen“. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Nichtsdest­otrotz wurden offiziell zwei Polizistin­nen und vier Protestler (laut Alhambra derer „mindestens zehn“) beim Zusammenpr­all von dunkelblau­en und schwarzen Linien verletzt, in der Hauptsache durch Pfefferspr­ay. Dieses sei versprüht worden, um „den ersten Angriff Richtung Polizei zurückzudr­ängen, wo die Absperrung durchbroch­en werden sollte“, wie es aus der Behörde heißt.

 ?? BILD: MARC GESCHONKE ?? M.nuten vor dem Zusammenst­oß: Am Lefferseck bl.eb es lange Ze.t ruh.g. Nach e.nem Intermezzo aus Pfefferspr­ay und Wut entspannte s.ch d.e S.tuat.on we.testgehend.
BILD: MARC GESCHONKE M.nuten vor dem Zusammenst­oß: Am Lefferseck bl.eb es lange Ze.t ruh.g. Nach e.nem Intermezzo aus Pfefferspr­ay und Wut entspannte s.ch d.e S.tuat.on we.testgehend.

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