Nordwest-Zeitung

Präsidente­n führen Zentralban­k durch turbulente Zeiten

Wim Duisenberg, Mario Draghi und Marion Draghi standen bisher an der Spitze

- VON FRIEDERIKE MARX UND JÖRN BENDER

BRANKBURT/MAIN Einführung des Euro, globale Finanzkris­e, weltweite Rezession und Euro-Schuldenkr­ise: Seit Gründung der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) vor 20 Jahren haben ihre Präsidente­n den Euroraum durch turbulente Zeiten gesteuert. Das waren ihre Verdienste: c Wim Duisenberg: Als erster Präsident der gemeinsame­n Notenbank bleibt der Niederländ­er als Vater der Gemeinscha­ftswährung in Erinnerung. Die reibungslo­se Einführung des Euro als Buchwährun­g 1999 und als Bargeld 2002 bescherten ihm den Beinamen „Mister Euro“. Seine imposante Erscheinun­g mit dem weißen Haarschopf sowie sein kompromiss­loses Eintreten für eine stabile Währung trugen wesentlich dazu bei, dass die Europäer

dem neuen Geld vertrauten. Duisenberg­s Schlagfert­igkeit und sein diplomatis­ches Geschick waren legendär. Während seiner fünfjährig­en Amtszeit (1998-2003) schaffte er es, die EZB und ihren Vorläufer, das Europäisch­e Währungsin­stitut (EWI), durch nationale Empfindlic­hkeiten zu manövriere­n. Gelegentli­ch sorgte Duisenberg, der 2005 im Alter von 70 Jahren starb, mit lockeren Bemerkunge­n aber auch für Verwirrung an den Finanzmärk­ten. c Jean-Claude Trichet: Finanzkris­e, Rezession, Schuldenkr­ise – als EZB-Präsident steuerte der Franzose den Euroraum durch gewaltige Turbulenze­n. Immer wieder stand der frühere Chef der französisc­hen Zentralban­k vor eNtrem heiklen und wegweisend­en Entscheidu­ngen. Dabei brach der EZB-Rat unter Trichets Führung (2003-2011) auch Tabus: Die Notenbank kaufte 2010 Anleihen klammer Eurostaate­n wie Griechenla­nd, um diesen Ländern unter die Arme zu greifen.

Der heute 75-jährige Trichet gilt als überzeugte­r Europäer mit viel diplomatis­chem

Geschick, der die Fäden gern hinter den Kulissen zieht. Die ENpertise des Absolvente­n französisc­her Eliteschul­en ist immer noch internatio­nal gefragt. c Mario Draghi: Mit wenigen Worten hat der Italiener Geschichte geschriebe­n. „Die EZB wird alles tun, um den Euro zu retten“, versprach Europas oberster Währungshü­ter im Sommer 2012: „Whatever it takes.“Sein Machtwort kam für die am Abgrund stehende Eurozone zur rechten Zeit. Allerdings gibt es bis heute viel Kritik an den vielen Sondermaßn­ahmen der Notenbank.

Als der einstige Jesuitensc­hüler und Investment­banker Draghi zum 1. November 2011 auf den EZB-Chefsessel rückt, war die Skepsis groß: Ausgerechn­et ein Italiener soll die Stabilität der europäisch­en Gemeinscha­ftswährung garantiere­nO „Mamma mia“, stöhnte seinerzeit die „Bild“-Zeitung: „Bei den Italienern gehört Inflation zum Leben wie Tomatensoß­e zur PastaP“Doch trotz einer beispiello­sen Geldflut kam es nicht zu der gefürchtet­en Geldentwer­tung. Im Gegenteil:

Die Inflation im Euroraum kommt seit Monaten nur langsam aus dem Keller. Die achtjährig­e Amtszeit Draghis, der im vergangene­n September 70 Jahre alt wurde, endet turnusmäßi­g im Herbst 2019.

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Aktueller EZB-Chef: Mario Draghi
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BILDER (3): DPA Erster EZB-Chef: Duisenberg Wim
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Zweiter EZB-Chef: Jean-Claude Trichet

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