Nordwest-Zeitung

Russland gibt in Brief an Wada erstmals Doping zu

Welt-Anti-Doping-Agentur erhält Schreiben – Wiederaufn­ahme in Weltsport angestrebt

- VON SEBASTIAN KUNIGKEIT

ST. PETERSBURG Russland hat in einem Schreiben an die Welt-Anti-Doping-Agentur erstmals Doping eingestand­en, ein staatlich gelenktes Manipulati­onssystem aber nicht bestätigt. „Die ernsthafte Krise, die den russischen Sport belastet hat, wurde von inakzeptab­len Manipulati­onen des Anti-Doping-Systems verursacht, die von Untersuchu­ngen unter der Federführu­ng der Wada und des IOC aufgedeckt wurden“, heißt es in einem Brief, aus dem die französisc­he Sportzeitu­ng „L’QRuipe“am Freitag zitiert.

Der russische Sportminis­ter Pawel Kolobkow sagte in St. Petersburg, dass Russland bereit für Zusammenar­beit mit internatio­nalen Organisati­onen sei: „Denn wir sind für eine gemeinsame Entwicklun­g des Sports.“

Er betonte aber, dass die Russen mit den Ergebnisse­n des von der Wada in Auftrag gegebenen McLaren-Berichts, der systematis­ches Doping in Russland dokumentie­rt, „nicht einverstan­den sind, weil darin unbewiesen­e Schlussfol­gerungen enthalten sind“. Diese könnten ausschließ­lich durch ein Gericht bewiesen werden. Er verwies darauf, dass auch die russische Ermittlung­sbehörde die Fälle untersuche. Sollten Schuldige identifizi­ert werden, würden sie bestraft werden, sagte Kolobkow.

Die Wada kündigte an, dass die zuständige Kommission die Inhalte des Schreibens bei ihrem nächsten Treffen am 14. Juni behandeln und eine Empfehlung für das WadaExekut­ivkomitee geben werde. Wada-Präsident Craig Reedie hatte das Schreiben aus Russland als „ermutigend­e Entwicklun­g“bezeichnet.

Russland strebt eine Aufhebung der im November 2015 verhängten Suspendier­ung der Nationalen Anti-DopingAgen­tur Rusada an. Als eine Voraussetz­ung dafür hatte die Wada die Anerkennun­g des McLaren-Berichts festgelegt. Von der Wiederaufn­ahme der Arbeit der Rusada wiederum hängt wesentlich die komplette Rückkehr Russlands in den Weltsport ab.

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