Nordwest-Zeitung

Petersen setzt auf Überraschu­ngsfaktor

Freiburger berichtet von „wahnsinnig­er Geschichte“– Löw lobt

- VON THOMAS NIKLAUS

EPPAN Nils Petersen saß mit seinen Kumpels aus Freiburg entspannt beim Mittagesse­n, als er beim Blick auf sein Handy kurz erschrak. Drei Anrufe in Abwesenhei­t – alle von Joachim Löw. „Ich habe nur gehofft, dass er in dieser Zeit nicht schon jemand anderen angerufen hat“, sagte der 29Jährige – und lachte.

Für den Stürmer des SC Freiburg ist alles gut gegangen. Beim vierten Versuch konnte der Bundestrai­ner die „frohe Botschaft“überbringe­n, die Petersen immer noch wie ein Traum vorkommt. „Das ist eine wahnsinnig­e Geschichte und schon was Besonderes. Ich bin stolz darauf“, betonte Petersen am Freitag bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt im elitären Kreis der deutschen FußballNat­ionalmanns­chaft.

Der Torjäger ist im Trainingsl­ager in Eppan/Südtirol der einzige Neuling im 27köpfigen DFB-Kader – doch Petersen ist beim Kampf um die begehrten 23 Plätze für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) nicht chancenlos. Löw lässt nichts auf seinen Überraschu­ngsgast kommen: „Mein Gefühl ist, dass er mit der Aufgabe wächst, von ihm verspreche ich mir einiges, ich traue ihm viel zu.“

Neben Timo Werner, der als gesetzt gilt, und Mario Gomez ist Petersen einer von drei Stürmern im DFB-Aufgebot. „Vielleicht bin ich ein Stück weit unbekümmer­ter

und kann der Überraschu­ngsfaktor sein“, sagte Petersen.

Welche vier Spieler Löw bis zum 4. Juni aus dem Kader streicht, ist offen. „Ich habe keinem gesagt, dass er auf Bewährung hier ist, alle haben die gleichen Chancen. Jedem ist klar, dass er Gas geben muss“, unterstric­h Löw.

Petersen, der in Wernigerod­e im Harz groß geworden ist, hat mit 15 Toren in dieser Saison auf sich aufmerksam gemacht – und das bei einem Team, so Löw, „das wahrlich nicht in jedem Spiel wahnsinnig viele Torchancen herausspie­lt“. Zudem sei er „auch ein sehr, sehr guter Joker“. Der frühere Bremer hat in der Liga 20 Treffer erzielt, nachdem er eingewechs­elt wurde.

„Die Statistik lügt nicht. Vielleicht hat mich dieser Titel hierher gebracht“, sagte Petersen. Für ihn sei es wichtig, „geduldig zu bleiben. Manchmal reichen ein paar Minuten, um wichtig zu werden.“

So sitzt Petersen nun gut gelaunt in Südtirol und amüsiert sich über die Frage eines kleinen Jungen, der vom Stürmer wissen wollte, ob er sich ärgern würde, nicht im Panini-Album vertreten zu sein. „Nein, natürlich nicht“, sagte Petersen mit einem Lächeln. Er hoffe nur „Teil dieser Mannschaft zu werden. Vielleicht schaffe ich es irgendwann ins Panini-Heftchen.“

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DPA-BILD: CHARISIUS Nils Petersen
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