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2issenschaftlerin untersucht Schmuc5sammlung
Die 2issenschaftlerin Sigrid van Roode forscht 3ber den ZarKult. Im Magazin des 4andesmuseums fand sie einzigartige Schmuc5st3c5e.
OLDENBURG Das ethnologische Magazin des Landesmuseums für Natur und Mensch ist eine wahre Schatztruhe. Seit 1836 haben Oldenburger die Schätze von ihren Reisen mitgebracht und dem Museum gespendet. Darunter gibt es auch eine große Sammlung Silberschmuck, die das mittlerweile verstorbene Ehepaar Schienerl dem Museum überlassen hatte. Während der Urlaubsreisen kauften die Eheleute ausgewählten Schmuck unter anderem in gypten, Marokko und Jordanien. 2001 vermachte Jutta Schienerl, die als Museumspädagogin arbeitete, ihre Sammlung dem Landesmuseum.
Wichtig für Recherche
Das blieb nicht unbemerkt: Die niederländische Wissenschaftlerin Sigrid van Roode ist auf die Sammlung aufmerksam geworden, da sie einige Artikel von Peter Schienerl für ihre Forschungen benutzte. „Schienerls Aufzeichnungen sind oftmals die einzigen Hinweise auf den alltäglichen, modern-religiösen Schmuck in Nordafrika. Seine Beschreibungen waren sehr wichtig für meine Recherche“, schwärmt die Wissenschaftlerin. Peter Wolfgang Schienerl war als Wissenschaftler in den Fachbereichen Archäologie, Byzantinistik, Orientalistik, Ethnologie, Geschichte und Kunstgeschichte tätig.
Die Besonderheit an dem Silberschmuck ist, dass er in den Zar-Zeremonien verwendet wird. In diesen Zeremonien treten die besessenen Personen mit den Geistern, die von ihnen Besitz ergriffen haben, in Verhandlungen. Es sei aber keinesfalls als eine Austreibung eines bösen Geistes, sondern eher als eine Befriedigung der Bedürfnisse des Geistes zu betrachten.
Die dazu verwendeten Schmuckstücke stammen in erster Linie aus dem 19. und 20. Jahrhundert einige Stücke sind aber auch älter. Jedes symbolisiert verschiedene Geisteshaltungen, die in dem Ritual angesprochen wurden.
Getragen wurde er hauptsächlich von Frauen. Für sie sei er viel mehr gewesen als ein schönes Dekorationselement. „Der Schmuck erzähle viel über das Leben der Frauen in gypten, ihre Hoffnungen, Wünsche und ngste“, erklärt die Ethnologin des Landesmuseums, Jennifer Tadge. Er sei ebenso Statussymbol, wie finanzielle Absicherung der Frau. Sigrid van Roode versucht bei ihrer Arbeit, die Geister und ihre Botschaften, die auf dem Schmuck abgebildet sind, zu entschlüsseln.
Der Geist will rauchen
Wenn eine Frau sich beispielsweise krank fühle und kein Arzt ihr helfen könne, wendet sie sich an eine Priesterin, die das Ritual leitet. In dem so genannten Heilkult wird mit Tanz, Musik und Tieropfern der Geist der Besessenen angesprochen und befragt. „Manchmal antwortet der Geist, er möchte Zigaretten rauchen und Alkohol trinken“, sagt die niederländische Wissenschaftlerin. „Danach geht es den Frauen besser. Es ist eine Möglichkeit für die Frauen, aus den strengen Regeln der islamischen Gesellschaft auszubrechen. Sie
können wortwörtlich ihre Frustration und ihre Probleme herausschreien.“Bei den Zeremonien werde der Silberschmuck getragen oder auch geopfert.
So auch zwei äußerst seltene Amulette aus der Oldenburger Sammlung. Sie stammen laut van Roode aus einer Oase namens Bahariya in gypten. „Die dortige Silberschmiede wurde von zwei koptischen Brüdern betrieben. Als einer der beiden starb, gab der verbliebene Bruder sein Handwerk auf“, erzählt die Niederländerin. Deswegen gibt es nur sehr wenige dieser Schmuckstücke, die auch nur Im Umkreis dieser Oase getragen werden. „In zwanzig Jahren meiner Forschungsarbeit habe ich nur ein einziges Amulett aus diesem Ort gefunden. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich in Oldenburg gleich zwei dieser Schmuckstücke entdeckte“, erzählt van Roode begeistert.
In den nächsten Monaten wird die Wissenschaftlerin noch weitere Sammlungen in Dresden, Wien und England unter die Lupe nehmen. Ihre Erkenntnisse daraus sollen spätestens 2019 in ihrem Buch „Silber der Besessenen“veröffentlicht werden.