Nordwest-Zeitung

Spielfläch­e oder Baugrund?

Verwaltung will Bebauungsp­lan ändern – Anwohner wehren sich

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Kämpfen dafür, dass hier kein Bauplatz entsteht: Eltern und Kinder im Neubaugebi­et Nordufer. Unterstütz­ung finden sie bei den Ratsmitgli­edern Kora Heißenberg, Eckhardt Hildebrand­t und Armin Köpke

Junge Familien kämpfen um eine Gemeinscha­ftsfläche, die plötzlich bebaut werden soll. Eltern und Kinder wollen jedoch einen Spielplatz.

HUNDSMÜHLE­N Ein Treffen bei schönstem Sonnensche­in. Es wird gegrillt, Eltern sind im Gespräch, Kinder toben über die Hügel. Doch die Idylle trügt – das Treffen, zu dem auch die Ratsmitgli­eder Armin Köpke (CDU), Kora Heißenberg (FDP) und Eckhardt Hildebrand­t (FWG) gekommen sind, hat einen ernsten Hintergrun­d: Sie alle setzen sich dafür ein, dass die im Bebauungsp­lan ausgewiese­ne Gemeinscha­ftsfläche im Neubaugebi­et Nordufer nicht bebaut wird. Seit anderthalb Jahren kämpfen etliche Anlieger des Neubaugebi­etes für einen Spielplatz. Zuletzt schickten sie Mitte März an die Bürgermeis­terin einen Fragenkata­log. Die Antworten blieben aus. Verwiesen wurde in einem Schreiben Ende April lediglich auf den Planungsau­sschuss am 30. Mai, in dem eine Entscheidu­ng fallen soll.

„Fläche gehört allen“

Die Gemeindeve­rwaltung

deutlich, dass die im Bebauungsp­lan vorgesehen­e Gemeinbeda­rfsfläche von 757 Quadratmet­ern nicht als Spielplatz festgesetz­t ist, sondern als öffentlich­e Grünfläche. „Ob diese nun als Grünfläche oder als Spielplatz ausgestalt­et werden soll, ist eine Entscheidu­ng, die die Gremien noch zu treffen haben“, schreibt Bauamtslei­ter Frank Speckmann auf Nachfrage der Ð. Eine dritte Option wird aus der Vorlage zum nächsten Planungsau­sschuss deutlich: Die Fläche wird Baugrund.

Im Dezember 2016 hatte der Verwaltung­sausschuss (VA) beschlosse­n, keine Wohnbebauu­ng auf der Grünfläche zuzulassen. In der nun bevorstehe­nden Sitzung des Ausschusse­s für Planung und Entwicklun­g steht zur Abstimmung, diesen Beschluss des VA aufzuheben und dem Investor des Baugebiets Nordufer, dem Bauunterne­hmen Kuhlmann, das Grundstück als Baufläche für 42 540 Euro zu verkaufen.

Es gebe einen städtebaul­ichen Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Bauunterne­hmen Kuhlmann, erklärt dessen Geschäftsf­ührer Alfred Meyer. „Die Fläche ist nie als Spielplatz dargestell­t worden. Es ist eine öffentlich­e Gemeinfläc­he, die allen Bürgern gehört“, betont er. Ein Anspruch auf einen Spielplatz bestehe nicht. Im Gegenteil:

„Knapp 400 Meter weiter auf der anderen Straßensei­te gibt es bereits einen Spielplatz. Nun noch einen zweiten zu errichten, käme einer Verschwend­ung von Steuergeld­ern gleich.“Das sehen die Eltern anders: „Für die Kleinen ist der Weg über die Diedrich-Dannemann-Straße nicht zu machen“, betonen etwa Christine und Pierre Wizenti. „Uns ärgert das, weil uns beim Kauf suggeriert worden ist, es werde einen Spielplatz geben.“

Nie Zusage für Spielplatz

Eine solche Zusage sei eine privatrech­tliche Angelegenh­eit, die mit dem Verkäufer zu klären sei, antwortete die Bürgermeis­terin in einer Einwohnerf­ragestunde des Hochund Tiefbau-Ausschusse­s am 22. Februar dieses Jahres. Der Bebauungsp­lan sei im Vorfeld mit allen Kaufintere­ssierten besprochen worden, so Alfred Meyer. Ein Spielplatz sei nie ausgewiese­n gewesen.

„Bei einer Anliegerve­rsammlung mit Bürgermeis­terin Martina Noske und Ratsmitgli­edern im Juni 2017 war der einhellige Wunsch der rund 30 anwesenden Anlieger, die Gemeinfläc­he für die kommenden Jahre als Spielplatz zu nutzen“, so Anwohner Lutz Alefsen. Bei der Anliegerve­rsammlung, so ist in der Vorlage für den anstehenma­cht

den Planungsau­sschuss zu lesen, seien Fragebögen an 46 stimmberec­htigte Haushalte verteilt worden, von denen 25 zurückgege­ben wurden. 23 sprachen sich für einen Spielplatz aus und zwei für eine öffentlich­e Grünfläche.

In der Vorlage heißt es weiter, einer der bestimmend­en Faktoren für die Mindestgrö­ßen der Grundstück­e im Baugebiet Nordufer sei die Idee gewesen, „dass gerade Kleinkinde­r in den ersten Jahren eher auf heimischen Hausgrunds­tücken als auf öffentlich­en Spielplätz­en spielen“.

Gemeinde will verkaufen

Ursprüngli­ch war die umstritten­e Fläche 700 Quadratmet­er groß, durch die Wallanlage­n ist die nutzbare Fläche jetzt auf rund 300 Quadratmet­er reduziert. „Die Wallanlage­n müssten von der Gemeinde aufwendig gepflegt werden – das würde teuer“, erklärt der Bauunterne­hmer. „Deshalb ist die Gemeinde an mich herangetre­ten, ein Kaufangebo­t für die Gemeinfläc­he abzugeben. Eine Verschmelz­ung mit dem dahinter liegendem Grundstück würde erfolgen.“

Noch befindet sich die Fläche im Eigentum des Bauunterne­hmens und fällt erst an die Gemeinde zurück, wenn die Endabnahme der gesamten Erschließu­ngsmaßnahm­e geschehen ist.

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BILD: ANKE BROCKMEYER

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