Nordwest-Zeitung

Teure Kristalle nicht gesünder als Kochsalz

1,4 Gramm täglich ausreichen­d – Bei Versprechu­ngen s.eptisch /lei/en

- VON AABINE MEUTER

-pe0ielles -al0 aus anderen Teilen der Erde er1/ert die -upermär.te. Geschmac.lich unterschei­den sich die -al0e. A/er ist eins auch ges2nder als das andere3

HOF/MÜNCHEN Hranzösisc­hes Fleur de Sel, rosafarben­es Himalaya-Salz, Hawaii-Salz in Rot, Grün oder Schwarz. Australisc­hes Murray River Salz. Inka Sonnensalz aus Peru. Pan-Salz aus Finnland. Wer bisher dachte, Salz sei Salz, könnte angesichts der Vielfalt im Gewürzrega­l auf die Idee kommen, etwas Wesentlich­es verpasst zu haben. Tatsächlic­h schwören Profiköche auf teure Kristalle aus anderen Ländern. Verspricht ein Produkt allerdings besonders wertvoll für die Gesundheit zu sein, ist Skepsis angebracht.

Christian Villa zufolge ist Salz geschmackl­ich nicht gleich Salz: „Den Unterschie­d kann man tatsächlic­h schmecken“. Der Koch aus dem „Sorat Hotel Central“im fränkische­n Hof hat sich auf Gewürze spezialisi­ert. Entscheide­nd für das besondere Geschmacks­erlebnis sei die Kristallgr­öße, sagt er.

Salz wird beim Essen über die Geschmacks­knospen der Zunge wahrgenomm­en. Fleur de Sel etwa ist grobkörnig­er als das herkömmlic­he Kochsalz. „Man kann spüren, wie das Fleur de Sel auf der Zunge zerfließt“, so Villa. Das feinkörnig­e Kochsalz dagegen gehe beim Schmecken oft eher unter.

Wer allerdings glaubt, mit teurem Salz vom anderen Ende der Welt auch seinem Körper etwas Gutes zu tun, der

liegt falsch. „Die teuren Salzsorten sind nicht gesünder als herkömmlic­hes Kochsalz“, sagt der Münchner Facharzt für Innere Medizin und Ernährungs­medizin, Prof. Johannes Georg Wechsler.

Generell gilt: Jedes Salz, egal welches, besteht zu mindestens 97 Prozent aus Natriumchl­orid. Sowohl Natrium als auch Chlorid sind für den Körper wichtige Mineralsto­ffe. Während Natrium unter anderem den Wasserhaus­halt reguliert und für die Übertragun­g von Nervenreiz­en zuständig ist, spielt Chlorid bei fast allen Körperfunk­tionen

eine Rolle, unter anderem bei der Produktion von Magensaft. Die Deutschen haben allerdings ein ganz anderes Problem: Sie nehmen zu viel Salz zu sich.

Eigentlich würde eine tägliche Zufuhr von 1,4 Gramm Kochsalz reichen, damit der Körper versorgt ist. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Salzaufnah­me von maximal sechs Gramm pro Tag. Untersuchu­ngen zeigen, dass die Menschen mehr zu sich nehmen, sagt die Bonner DiplomOeco­trophologi­n Julia Icking. Diese erhöhte Salzzufuhr kann der Gesundheit schaden. So steigt das Risiko für Bluthochdr­uck an und für mögliche Folgeerkra­nkungen wie Gefäßschäd­igungen, einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll.

Der Salzstreue­r in der Küche oder auf dem Esstisch kann aber auch etwas Gutes haben. Nämlich dann, wenn das Salz mit Fluorid und Jod angereiche­rt ist. „Mit Fluorid wird der Zahnschmel­z gehärtet“, erläutert Wechsler, der auch Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Ernährungs­mediziner (BDEM) ist. Auf Fluorid im Speisesalz

kann allerdings verzichtet werden, wenn eine fluoridhal­tige Zahnpasta benutzt wird.

Jod ist ein lebensnotw­endiges Spurenelem­ent, das wichtig für eine normale Schilddrüs­enfunktion ist. „Ein Erwachsene­r braucht im Schnitt 150 Mikrogramm Jod täglich“, so Wechsler. Jod kommt unter anderem in Seefisch und Milchprodu­kten vor.

Wer unter Jodmangel leidet, kann dies nicht allein mit jodiertem Speisesalz ausgleiche­n. Betroffene müssen dann nach Rücksprach­e mit ihrem Arzt Jodidtable­tten einnehmen.

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