Nordwest-Zeitung

Leicht wie ei e e

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Sieh, dort – ein Drache. Und dort, das sieht aus wie ein Entenkopf. Als Kinder haben wir es oft gemacht: die Wolken am Himmel beobachtet – mit ihren vielfältig­en Formen und fantastisc­hen Gebilden. Alles Mögliche konnten wir da entdecken: Gegenständ­e und Tiere, Fische oder Autos. Manchmal waren wir uns einig, was es sei; ein anderes Mal sah jeder was anderes.

So leicht wie eine Feder schweben, nein: fahren die Wolken dahin. Vielleicht ist es das Mühelose, das Leichte, dieses Schweben wie eine Feder – schwerelos vom Wind durch die Lüfte getragen –, das mich so fasziniert. Diese frohmachen­den Wolkenbild­er lösen ganz anderes in mir aus als etwa die schweren, bedrohlich­en Gewitterwo­lken und die Wolkenberg­e, die sich auftürmen wie Riesen. Ach, könnte ich doch auch diese Leichtigke­it haben. Aber Sie wissen es so gut wie ich: zu unserem Leben gehören manchmal auch andere Bilder; unser Lebensgefü­hl ist zuweilen anders gestimmt; gelegentli­ch erscheint es wie ein Gewitterhi­mmel. Ab und an wachen wir morgens auf, und unser Kopf füllt sich mit schweren Gedanken oder das Herz mit quälenden Gefühlen. Von Leichtigke­it kann da keine Rede sein. Leichtigke­it – es ist wie ein Wort aus einer anderen, nicht erreichbar­en Welt. Die federleich­te Wolke erscheint dann wie eine Herausford­erung: Sie ist das Gegenteil von allem Schweren und Herabziehe­nden, von allem Schwermüti­gen und Kleinmache­nden; sie überspring­t die Berge, die so hoch hinaufrage­n. Wo ist diese mutmachend­e, Zuversicht schenkende Wolke?

Eine Antwort, meine Antwort: Wir haben die Botschaft Jesu. Wir haben einen Gott des Lebens, der ein Freund aller Menschen ist. Dieser will uns nicht im tiefen Tal stecken lassen; er möchte nicht, dass wir im Schweren verharren; er ruft uns daraus heraus. Diese Botschaft sagt uns: Ihr seid nicht allein. Davon erzählt ein Psalmbeter: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen … Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenki­nder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben.“(Psalm 36).

Hürgen Schwartz ist Pfarrer im Evangelisc­hen Kirchenkre­is Oldenburge­r Münsterlan­d, insbesonde­re in Lastrup und in Lindern.

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VON JÜRGEN SCHWARTZ

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