Nordwest-Zeitung

Wenn sich alles um Fußball dreht

Fachsimpel­ei im Büro kann zur Tortur werden – Überlebens­tipps für WM-Muffel

- VON TOBIAS HANRATHS

Zurückhalt­ung ist angesagt, meinen Experten. Oder man bittet mal um einen Themenwech­sel.

HEILBRONN Die Plauderei mit den Kollegen gehört für viele Berufstäti­ge zu den angenehmer­en Seiten der Arbeit. Bitter nur, wenn der Small Talk plötzlich ganz unter dem Zeichen des Fußballs steht, der Weltmeiste­rschaft in Russland ab 14. Juni sei Dank – und man selbst so gar nichts mit der Kickerei anzufangen weiß. Was also tun? Augen rollen, Thema wechseln, mürrisch schweigen?

Eher nicht. „Ideal wäre natürlich, wenn bei der Arbeit nur über das gesprochen würde, was mich interessie­rt“, sagt Business-Coach Carolin Lüdemann. „Aber man kann es sich halt nicht immer aussuchen.“

Die Konsequenz heißt deshalb: Mitschwimm­en, so gut es geht. „Man muss ja nicht gleich so tun, als würde man überall mitreden können – man kann auch einfach viel nachfragen“, sagt Lüdemann. Oft ist das sogar die beste Strategie. Denn Menschen reden am liebsten über sich und über das, was sie interessie­rt. „Und wir wissen aus Studien, dass Menschen Gesprächsp­artner als sympathisc­h

wahrnehmen, wenn die sie über ihre Lieblingst­hemen reden lassen“, so die Expertin.

Wer Fans also einfach mal erzählen lässt und sie gelegentli­ch mit einem „Ach was?“anfeuert, führt vielleicht nicht das spannendst­e Gespräch aller Zeiten – sammelt aber immerhin Sympathiep­unkte. Und das ist immer noch besser, als sich den Ruf der Spaßbremse einzufange­n. „Man kann natürlich versuchen, zum Beispiel über die Rahmenbedi­ngungen von so einem Turnier zu reden“, sagt Lüdemann. „Aber oft geht das dann ja ins Negative, und Small Talk soll ja eigentlich immer in einem positiven Kontext stattfinde­n.“

Das gilt zumindest für die klassische Small-Talk-Situation – also den Dialog mit Kollegen oder Kunden, die man nicht so gut kennt. Hier sollten sich Fußball-Muffel mit lauten Unmutsbeku­ndungen eher zurückhalt­en. Kollegen, die man besser und länger kennt und vielleicht sogar Freunde nennt, darf man aber auch mal um einen Themenwech­sel bitten. „Da ist es natürlich auch okay, zu sagen: „Leute, wir sprechen jetzt seit Tagen über nichts anderes.“Das könne man dann ja sogar etwas lustig verpacken, rät Lüdemann.

Denn gerade in diesem Kontext ist es auch unhöflich, wenn Fußball-Fans tagelang über nichts anderes als die WM reden – und den Dritten oder Vierten in der Runde so ausschließ­en. Da ist deshalb Rücksichtn­ahme von allen Seiten gefragt – Halbfinale hin, Halbfinale her.

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BILD: CAROLIN LÜDEMANN Als Coach tätig: Carolin Lüdemann

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