Nordwest-Zeitung

Die im wilden Westen

15 000 Gäste verfolgen Spektakel in Dülmen

- VON CARSTEN LINNHOFF

36 junge Hengste wurden eingefange­n. Pferdelieb­haber aus ganz Deutschlan­d und den 3achbarlän­dern reisen Stunden früher an.

DÜLMEN Den traditione­llen Wildpferdf­ang im Münsterlan­d haben am Samstag etwa 15000 Besucher beobachtet. Das staubige Tierspekta­kel spielte sich bei sommerlich­en Temperatur­en im Naturschut­zgebiet Merfelder Bruch bei Dülmen ab. Immer am letzten Samstag im Mai lässt der Besitzer Rudolf Herzog von Croÿ junge Hengste einfangen. 2018 waren es nach

Angaben des Veranstalt­ers 36 Tiere. Geschehe das nicht, würde die Herde der Dülmener Wildpferde auf der rund 360 Hektar großen Fläche zu groß. Außerdem verletzen sich die Tiere bei Rangkämpfe­n der männlichen Tiere.

Das Einfangen der Wildpferde wird begleitet von einem Volksfest rund um die Arena. Pferdelieb­haber aus ganz Deutschlan­d und den Nachbarlän­dern reisen bereits Stunden früher an. Auf den Weiden grasen die Jungtiere dann noch friedlich und fast handzahm neben ihren Müttern, während die Zuschauer mit einem Glas Bier oder Wein in der Hand über die Wege spazieren.

Gegen 15 Uhr begann dann das Spektakel. Dabei lief ein

großer Teil der 400 Tiere umfassende­n Herde in eine Arena ein. Anschließe­nd trennte eine Gruppe von Fängern die Jungtiere von ihren Müttern. Dabei gibt es einen ganz besonderen Moment: Sekunden bevor die Tiere beim Einlaufen zu sehen sind, hören die Zuschauer den Hall der Hufe, der sich wie Donnergrol­len anhört.

Die Fänger, meist junge Männer von den Bauernhöfe­n aus der Umgebung, trennen die Jungtiere in der Arena dann von den Stuten. Per Hand und mit ausgebreit­eten Armen werden die kleinen Hengste dann eingefange­n und zu einem abgetrennt­en Gatter geführt. Anschließe­nd folgt die Versteiger­ung der Tiere. Mit dem Erlös finanziert von Croÿ teilweise den Unterhalt der Herde. So muss in den kalten Wintermona­ten die Herde mit Heu zugefütter­t werden.

Nach Kritik von Tierschütz­ern werden die Tiere seit Jahren sanfter eingefange­n. Früher rissen die Fänger die Tiere am Hals herum und drückten die Hengste auf den Boden. Das war für Mensch und Tier oft mit Verletzung­en verbunden. Heute wird das Spektakel von einer Expertin der Tierärztli­chen Hochschule Hannover begleitet. Die Verhaltens­biologin Willa Bohnet schult die Fänger und bringt ihnen den sanfteren Fang bei. Proteste von Tierschütz­ern bereits an den Zufahrtswe­gen – wie in den vergangene­n Jahren – blieben aus.

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DPA-BILD: KUREK Hier galoppiert die Herde beim Wildpferde­fang im Merfelder Bruch in die Arena.

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