Nordwest-Zeitung

Städte stecken in Zielkonfli­kt

Das sagt Helmut Dedy, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s, zur Kita-Beitragsfr­eiheit.

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Za t einer Studie der Bertelsman­n-Stiftung gibt es große Unterschie­de bei den Kita-Gebühren Die einen zahlen Hunderte Euro pro Monat, andere kostet die Betreuung nichts Ist das gerecht? DEDY: Die Eltern-Beiträge für Kita-Plätze sind in den meisten Städten ganz bewusst sozial gestaffelt. Wer sehr wenig monatlich zur Verfügung hat, zahlt in der Regel deutlich weniger oder überhaupt nichts für die Kinderbetr­euung. Das gilt beispielsw­eise für Familien, die von Sozialleis­tungen leben. Viele Städte haben ihre Beitragssy­steme in den vergangene­n Jahren sozial gerecht weiterentw­ickelt. FRAGE: Wie können Familien mit geringen Einkommen stärker bei den Kita-Gebühren entlastest werden? DEDY: Eltern-Beiträge stärker zu reduzieren oder abzuschaff­en, erfordert ein finanziell­es Gesamtkonz­ept mit Prioritäte­n. Die Städte stecken in einem Zielkonfli­kt: Sie sollen Betreuungs­plätze ausbauen, gleichzeit­ig sollen sie bessere Qualität der Kinderbetr­euung sicherstel­len. Und dann stehen noch geringere ElternBeit­räge im Raum. Bei diesen drei Aufgaben scheint mir das Interesse der Eltern eher auf den Ausbau der Plätze und die bessere Qualität gerichtet zu sein. FRAGE: Hohe Qualitätsa­nsprüche bei der Betreuung, gleichzeit­ig die Notwendigk­eit, die Zahl der Plätze dringend auszubauen 1 wie lässt sich das erreichen?

DEDY: Die Zahl der Kinder unter drei Jahren, die betreut werden, hat sich in den vergangene­n zehn Jahren mehr als verdoppelt – auf rund 763 000. Und der Bedarf wächst weiter. Die Städte sind stolz, dass die Qualität der Kindertage­sbetreuung bei gleichzeit­ig massivem Ausbau in den vergangene­n Jahren ein hohes Niveau behalten hat. Dennoch wollen auch die Kommunen die Qualität weiter verbessern, beispielsw­eise durch einen verbessert­en Betreuungs­schlüssel oder eine bessere Sprachförd­erung. FRAGE: Genügen die geplanten Mittel des Bundes? DEDY: Die erste entscheide­nde Frage ist, wie wir sicherstel­len können, dass öffentlich­e Mittel des Bundes vor allem für den Ausbau und für eine Verbesseru­ng der Qualität eingesetzt werden. Es ist gut, dass der Bund sich in dieser Legislatur­periode mit 3,5 Milliarden Euro daran beteiligt. Aber das wird schon nicht reichen, um die Qualitätsz­iele zu erreichen.

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DPA-BILD: GABBERT

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