Städte stecken in Zielkonflikt
Das sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, zur Kita-Beitragsfreiheit.
FRAGE: Za t einer Studie der Bertelsmann-Stiftung gibt es große Unterschiede bei den Kita-Gebühren Die einen zahlen Hunderte Euro pro Monat, andere kostet die Betreuung nichts Ist das gerecht? DEDY: Die Eltern-Beiträge für Kita-Plätze sind in den meisten Städten ganz bewusst sozial gestaffelt. Wer sehr wenig monatlich zur Verfügung hat, zahlt in der Regel deutlich weniger oder überhaupt nichts für die Kinderbetreuung. Das gilt beispielsweise für Familien, die von Sozialleistungen leben. Viele Städte haben ihre Beitragssysteme in den vergangenen Jahren sozial gerecht weiterentwickelt. FRAGE: Wie können Familien mit geringen Einkommen stärker bei den Kita-Gebühren entlastest werden? DEDY: Eltern-Beiträge stärker zu reduzieren oder abzuschaffen, erfordert ein finanzielles Gesamtkonzept mit Prioritäten. Die Städte stecken in einem Zielkonflikt: Sie sollen Betreuungsplätze ausbauen, gleichzeitig sollen sie bessere Qualität der Kinderbetreuung sicherstellen. Und dann stehen noch geringere ElternBeiträge im Raum. Bei diesen drei Aufgaben scheint mir das Interesse der Eltern eher auf den Ausbau der Plätze und die bessere Qualität gerichtet zu sein. FRAGE: Hohe Qualitätsansprüche bei der Betreuung, gleichzeitig die Notwendigkeit, die Zahl der Plätze dringend auszubauen 1 wie lässt sich das erreichen?
DEDY: Die Zahl der Kinder unter drei Jahren, die betreut werden, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt – auf rund 763 000. Und der Bedarf wächst weiter. Die Städte sind stolz, dass die Qualität der Kindertagesbetreuung bei gleichzeitig massivem Ausbau in den vergangenen Jahren ein hohes Niveau behalten hat. Dennoch wollen auch die Kommunen die Qualität weiter verbessern, beispielsweise durch einen verbesserten Betreuungsschlüssel oder eine bessere Sprachförderung. FRAGE: Genügen die geplanten Mittel des Bundes? DEDY: Die erste entscheidende Frage ist, wie wir sicherstellen können, dass öffentliche Mittel des Bundes vor allem für den Ausbau und für eine Verbesserung der Qualität eingesetzt werden. Es ist gut, dass der Bund sich in dieser Legislaturperiode mit 3,5 Milliarden Euro daran beteiligt. Aber das wird schon nicht reichen, um die Qualitätsziele zu erreichen.