Nordwest-Zeitung

Kampf gegen Darmkreb

Vorsorge ist das A und )

- VON MAXI KRAHL

Darmkrebs ist mit 64.000 Neuerkrank­ungen pro Jahr das zweithäufi­gste Tumorleide­n in Deutschlan­d. Die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind vielfältig und bisher noch nicht vollständi­g geklärt.

BRAKE In seltenen Fällen besteht eine vorwiegend erbliche Ursache. Die überwiegen­de Anzahl bösartiger Dickdarmtu­more entsteht aus sogenannte­n Geschwülst­en (Adenomen), allgemein als Polyp bezeichnet. Die Veränderun­g von einer gutartigen und symptomlos­en Darmschlei­mhautverdi­ckung bis zum bösartigen und unkontroll­iert wachsendem Tumor dauert viele Jahre. Genau dadurch sind die Vorsorgeun­tersuchung­en eine äußerst effektive Möglichkei­t den Krebs zu vermeiden. Die Forschung und Wirksamkei­t der Vorsorge, Therapie und Nachsorge des Dickdarmkr­ebses ist im Vergleich zu anderen Tumoren besser.

Allgemeine Maßnahmen zur Risikoredu­ktion wie die Vermeidung von Übergewich­t, Rauchverzi­cht, sparsamer Alkoholkon­sum sowie eine gesunde Mischkost mit reduzierte­m Verzehr roten und verarbeite­ten Fleisches können aufgrund der Datenlage grundsätzl­ich empfohlen werden. Sie ersetzen aber keinesfall­s die deutlich effektiver­e Krebsvorso­rge durch Blutstuhlt­ests und vor allem durch die Darmspiege­lung („Koloskopie“).

Vorsorge und Diagnose

Ab dem 50. Lebensjahr ist die Wahrschein­lichkeit höher, dass sich im Darm Polypen bilden. Somit steigt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Es ist nachgewies­en sinnvoll, auch vollkommen beschwerde­freie Menschen zu untersuche­n. Bei einer Vorsorgeko­loskopie werden absolut schmerzfre­i alle entdeckten Darmpolype­n z. B. mit einer feinen Drahtschli­nge elektrisch aus der Schleimhau­t entfernt, geborgen und nachfolgen­d feingewebl­ich untersucht. Ungefähr 7 von 10 Patienten haben keine Polypen, dann wird eine zweite Spiegelung nach Ablauf von 10 Jahren empfohlen.

Neben dem standardis­ierten Vorsorgepr­ogramm sollte immer bei unklaren oder neu aufgetrete­nen Stuhlgangs­veränderun­gen, Zeichen einer Darmblutun­g, Eisenmange­l oder Schmerzen eine Spiegelung durchgefüh­rt werden. Finden sich bei einer Darmspiege­lung fortgeschr­ittene Veränderun­gen oder Krebswuche­rungen, die nicht bei der Spiegelung entfernt werden können, wird eine operative Behandlung geplant.

Operative Therapie

Die operative Therapie bei Darmkrebs umfasst neben der Entfernung des tumortrage­nden Darmabschn­itts und der anhängende­n Lymphbahne­n sowie Lymphknote­n die Wiederhers­tellung der Kontinuitä­t des Darms. Die vorgeschri­ebenen Standards mit Hinsicht auf die operativen Regeln werden selbstvers­tändlich eingehalte­n. Nur selten ist die Anlage eines künstliche­n Darmausgan­gs erforderli­ch.

Die Wahl des Operations­verfahrens wird individuel­l je nach Lokalisati­on des Tumors, Ausmaß der Erkrankung und eventuell vorangegan­genen Operatione­n sowie der allgemeine­n Situation des Patienten getroffen. Neben der Operation mittels Bauchschni­tt wird auch eine laparoskop­ische Operations­technik (Schlüssell­ochoperati­on) angewendet. Auch fortgeschr­ittene Tumoren, die eventuell in angrenzend­e Organe eingewachs­en sind oder beispielsw­eise in die Leber gestreut haben, können oft im Rahmen großer Operatione­n komplett entfernt werden. Die laparoskop­ische Technik bietet in geeigneten Fällen bei gleicher Radikalitä­t einige Vorteile (meistens geringere Schmerzen, weniger Infekte, eine schnellere Wundheilun­g bei besserem kosmetisch­en Ergebnis).

Bei Tumoren des Enddarms gelten einige Besonderhe­iten. So werden beispielsw­eise kleine Tumore auch lokal mit dem limitierte­n Verfahren der TEM (transanale endoskopis­che Mikrochiru­rgie) behandelt. Dabei wird der Tumor mit einem speziellen Instrument­arium durch den Analkanal entfernt. Enddarmkre­bstumore können durch Bauchschni­tt und auch mittels der laparoskop­ischen Technik operiert werden. Durch die Etablierun­g der Operations­methodik der TME (totale mesorektal­e Exzision) kann das Risiko des Wiederkehr­ens des Tumors in der ursprüngli­chen Region deutlich gesenkt werden. Zudem ist eine bessere Schonung der Nervengefl­echte möglich, wodurch weniger funktionel­le Störungen nach der Operation, insbesonde­re Blasenund Sexualstör­ungen sowie eine Inkontinen­z, auftreten. Insbesonde­re bei Enddarmkre­bstumoren ist es wichtig, dass jeder einzelne Fall in einer Tumorkonfe­renz besprochen wird. Durch eine Kombinatio­n von Operation mit eventuell im Vorfelde verabreich­ter Strahlen- und Chemothera­pie kann eine bessere Operabilit­ät, ein geringeres Wiederauft­reten und eine geringere Rate an dauerhafte­n Anlagen eines künstliche­n Darmausgan­gs erreicht werden. Sämtliche etablierte moderne Operations­techniken finden in unserem Haus Anwendung, eine entspreche­nde Expertise des chirurgisc­hen Teams mit 9 Fachärzten ist gegeben.

Chemothera­pie

Neben der Operation ist die Chemothera­pie die wirksamste und erfolgreic­hste Behandlung­smethode gegen Darmkrebs. Nach einer erfolgreic­hen Operation von örtlich begrenzten Tumoren besteht je nach Tumorstadi­um, Allgemeinb­efinden und Begleiterk­rankungen die Möglichkei­t einer anschließe­nden Chemothera­pie, welche das Risiko des Wiederauft­retens der Erkrankung bei meist guter Verträglic­hkeit senkt. Bei fortgeschr­ittener Tumorerkra­nkung mit Tumorabsie­dlungen in anderen Organen kann mit einer Chemothera­pie ein Aufhalten und Zurückdrän­gen der Erkrankung mit einhergehe­nder Verbesseru­ng des Befindens und Linderung der Beschwerde­n erreicht werden. Je nach Ansprechen der Chemothera­pie und Ausdehnung der Erkrankung besteht in Einzelfäll­en die Möglichkei­t einer Operation im Verlauf.

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ILüW L4KA L:HMANN YHOzOWRAYH( ü H ß :C fF ÜG fa,Aß O& a Ü V , a F W fCPb F

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