Nordwest-Zeitung

Stade statt Wilhelmsha­ven oder Brunsbütte­l?

Überrasche­nde Wende im Rennen um LNG-Terminal – Chemieries­e Dow will investiere­n

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Der frühere Wirtschaft­sminister Lies hatte sich stets für Wilhelmsha­ven eingesetzt. Sein Nachfolger Althusmann sieht das offenbar anders.

HANNOVER/WILHELMSHA­VEN In die Debatte um ein deutsches Terminal für Flüssiggas (LNG) kommt Bewegung: Jenseits lokaler Berichters­tattung weitgehend unbeachtet, kündigte der Chemiekonz­ern Dow zusammen mit einer frisch gegründete­n LNG Stade GmbH den Bau eines Importterm­inals am Dow-Werk in Stade an. Die Investitio­n an der Elbe vor den Toren Hamburgs soll etwa 500 Millionen Euro kosten und bis zu 15 Prozent des deutschen Erdgasbeda­rfs importiere­n können.

Damit werden die Karten im Rennen um ein deutsches Terminal neu gemischt. Bisher lieferten sich Wilhelmsha­ven sowie Brunsbütte­l in

Schleswig-Holstein einen Wettlauf um den ersten deutschen Import-Standort. Brunsbütte­l sah sich bisher wegen eines Industriep­arks als Abnehmer und der Nähe zum Hamburger Hafen im Vorteil. LNG könnte demnach das Schweröl als Schiffsant­rieb ablösen.

Nun kommt Stade ins Spiel – mit politische­r Unterstütz­ung: Bei dem offizielle­n Termin

am Freitag posierte der örtliche Landtagsab­geordnete Kai Seefried unter anderem mit Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (beide CDU) für das Pressefoto.

Althusmann­s Vorgänger Olaf Lies (SPD/Sande) hatte sich dagegen immer für Wilhelmsha­ven ausgesproc­hen. „Alle bisher vorliegend­en Studien zeigen, dass Wilhelmsha­ven die besten Voraussetz­ungen

für den Bau eines Terminals bietet. Dies gilt sowohl für die nautische Erreichbar­keit, die zur Verfügung stehenden Flächen, die Anbindung ans europäisch­e Pipelinene­tz und die unmittelba­re Nähe zu großen Gaskaverne­nspeichern“, sagte der jetzige Umweltmini­ster mit dem Wilhelmsha­ven-nahen Wahlkreis Friesland dieser Zeitung.

Im Wirtschaft­sressort hört sich das nun anders an: Die rot-schwarze Landesregi­erung habe im Koalitions­vertrag keine standortbe­zogenen Festlegung­en getroffen, sagt eine Ministeriu­mssprecher­in. „Folglich ist die Strategie der Landesregi­erung auch nicht auf einen einzelnen Standort ausgericht­et“, sagt sie. Vielmehr begrüße und unterstütz­e man ausdrückli­ch „zielgerich­tete Aktivitäte­n und Projektvor­schläge, die der Errichtung von LNG-Infra- bzw. Suprastruk­turen an der niedersäch­sischen Küsten dienen“. Das gelte sowohl für Wilhelmsha­ven als auch für Stade oder andere mögliche Standorte. Will heißen: Gibt es einen willigen Investor, will man den unterstütz­en.

Ob aus den Plänen für einen norddeutsc­hen LNGTermina­l je etwas wird, steht indes weiter in den Sternen. Sowohl in Stade als auch in Brunsbütte­l wollen die Projektges­ellschafte­n erst die Wirtschaft­lichkeit prüfen. Für Wilhelmsha­ven gibt es bislang nicht einmal einen möglichen Investor.

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DPA-BILD: VAN LIESHOUT Fahren Flüssiggas­tanker künftig nach Stade statt nach Wilhelmsha­ven?

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