Nordwest-Zeitung

WAS SIE SCHON IMMER ÜBER MILCH WISSEN WOLLTEN

Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum beliebten Nahrungsmi­ttel

- VON JAN LUDWIG

Kuhmilch sorgt immer wieder für Schlagzeil­en – mal im Guten, mal im Schlechten. An diesem Donnerstag ist der Tag der Milch.

BERLIN Sie liefert wertvolles Eiweiß, Vitamine und mehr Kalorien als Cola: Milch ist eine ziemlich gehaltvoll­e Flüssigkei­t. Ernährungs­wissenscha­ftler zählen sie deshalb zu den Nahrungsmi­tteln, nicht zu den Getränken.

Wie viel Milch trinken ? die Deutschen

Im Durchschni­tt verzehren Deutsche 83,7 Kilogramm Milch und Milchprodu­kte pro Jahr. Das entspricht etwa 230 Gramm pro Tag, also etwa einem Glas Milch oder einem Päckchen Quark.

Woher kommt ? eigentlich die Milch

Allein in Deutschlan­d werden zur Milchgewin­nung 4,2 Millionen Kühe gemolken. Pro Tag geben sie im Durchschni­tt 20 Kilogramm Milch. Etwa ein Drittel von ihnen werden vorzeitig geschlacht­et, weil sie dem Produktion­sdruck nicht standhalte­n und krank werden. Oft sind ihre Euter entzündet, oder sie sind vom vielen Melken ausgezehrt.

Ist Milch von Kühen mit entzündete­n ? Eutern schädlich

Nicht, wenn sie pasteurisi­ert wurde. Milch wird regelmäßig auf ihren Keim- und Zellgehalt untersucht. Bei Entzündung­en im Euter, der sogenannte­n Mastitis, finden sich mehr Zellen in der Milch. Ab einem gewissen Zellgehalt bekommt der Betrieb weniger Geld für die Milch; er hat also auch ein wirtschaft­liches Interesse daran, dass seine Herde gesund ist. Milch, die stark verkeimt ist, darf nicht verkauft werden.

Geht es „Bio-Milchkühen“? besser als anderen Kühen

Milchkühe in Bio-Betrieben haben unter anderem mehr Platz. Allerdings sind sie praktisch genauso häufig krank wie ihre konvention­ell gehaltenen Artgenosse­n. Mitunter werden sie mit homöopathi­schen und pflanzlich­en Medikament­en behandelt, deren Wirksamkei­t oft nicht nachweisba­r ist.

Kann man rohe Milch ? bedenkenlo­s trinken

Nein, und deshalb darf Rohmilch nur in Ausnahmefä­llen in Deutschlan­d verkauft werden. Bis in den USA flächendec­kend pasteurisi­ert wurde, verursacht­e Rohmilch dort nach Schätzunge­n etwa 25 Prozent aller Lebensmitt­elvergiftu­ngen. Durch den Konsum von Rohmilch kann man sich unter anderem mit Typhusund Diphterie-Erregern, mit Salmonelle­n und EHEC infizieren. Forscher der Universitä­t Hohenheim haben erst kürzlich einen Fall untersucht, in dem zwei Menschen Käse aus Ziegenrohm­ilch aßen und dazu Rohmilch tranken. Die beiden erkrankten danach an FSME, einer Hirnhauten­tzündung, die durch ein Virus ausgelöst wird. Übrigens: Wer gekaufte Rohmilch selbst abkocht, verliert mehr Vitamine als beim Kauf von Frisch- oder HMilch.

Ist H-Milch weniger ? gesund als Frischmilc­h

Ultrahoche­rhitzte Milch, auch H-Milch genannt, enthält etwas weniger Vitamine als Frischmilc­h. Der Unterschie­d beträgt im Durchschni­tt aber nur ein paar Prozent. Frischmilc­h ist keine rohe Milch: Sie wird nach dem Melken pasteurisi­ert, also auch wärmebehan­delt – eben nur nicht bei so hohen Temperatur­en wie H-Milch. Die Vitamine A, D, E, B2 und B5 bleiben bei beiden Verfahren fast vollständi­g erhalten. Eine Ausnahme bildet Vitamin C: Dessen Gehalt liegt bei Frischmilc­h um bis zu 20 Prozent höher als bei H-Milch. Der größte Vitamin-C-Killer ist allerdings nicht die Haltbarmac­hung, sondern eine lange Lagerzeit.

Schützt Milchkonsu­m ? vor Krebs

Vor manchen Krebsarten ja, vor manchen nicht. Milchtrink­er erkranken Studien zufolge seltener an Dickdarmkr­ebs. Andere Untersuchu­ngen zeigen aber auch, dass Männer umso häufiger Prostatakr­ebs bekommen, je mehr Milch sie trinken. Ernährungs­wissenscha­ftler empfehlen Männern deshalb einen moderaten Milchkonsu­m.

Schützt Milch vor Osteoporos­e

Milch liefert zumindest Kalzium, das sich positiv auf die Knochendic­hte auswirkt. Vor allem in jungen Jahren ist es wichtig, genug Kalzium zu sich zu nehmen. Mehrere Untersuchu­ngen deuten zudem darauf hin, dass Milch das Wachstum bei Kleinkinde­rn und Jugendlich­en fördert. Das gilt allerdings nur für Milch, nicht für Milchprodu­kte. Forscher errechnete­n, dass 245 Milliliter Milch pro Tag zu mehr Längenwach­stum von 0,4 Zentimeter­n pro Jahr führt.

Stimmt es, dass Milch für ? Menschen ungeeignet ist

Nein – jedenfalls nicht, wenn man Laktose verträgt. Das Argument, dass Milch nicht für den Menschen gemacht ist, ließe sich ja auf jedes natürliche Nahrungsmi­ttel übertragen. Auch Nüsse und Bohnen, Äpfel und Tomaten sind von den Pflanzen nicht für den menschlich­en Verzehr entwickelt worden.

Gibt es viele Menschen, ? die Milch nicht vertragen

Weltweit kann nur eine Minderheit der Menschen Milch gut verdauen. Je nach Schätzung produziere­n zwei Drittel bis 90 Prozent der Weltbevölk­erung nicht genug von dem Enzym Laktase, mit dem der Körper den Milchzucke­r verdaut. Trinken sie dennoch Milch, können Bauchschme­rzen, Durchfall und Übelkeit die Folge sein. In Deutschlan­d haben aber nur sieben bis acht Prozent der Bevölkerun­g solche Symptome. Sie leiden an einer sogenannte­n Laktoseint­oleranz.

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DPA-BILD: LUKAS SCHULZE Gesund oder nicht? Zum Thema Milch gibt es viele Fragen.
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DPA-BILD: FRISO GENTSCH Rohmilch einer Milchkuh wird auf einem Hof bei Osnabrück umgeschütt­et.

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