Nordwest-Zeitung

Wenn die Temperatur­en steigen und die Sonne om Himmel brennt, kommt man ums Gießen nicht herum. In meinem Balkon-Garten jedoch muss ich die Pflanzen sogar dann wässern, wenn es in Strömen regnet.

- VON MELANIE ÖHLENBACH

An manchen Regentagen denken die Nachbarn bestimmt: Die Frau ist doch ganz dicht. Da hat Petrus schon die Schleusen geöffnet, als wolle er die nächste Sintflut über uns niedergehe­n lassen – und die schleppt eimerweise Wasser auf den Balkon und gießt.

Ja, manchmal wünschte ich, da wäre was nicht ganz dicht. Aber nicht bei mir, sondern bei meinem Balkon. Denn hätte er kein Dach, könnte ich mir die Schleppere­i sparen und mich auf die Unterstütz­ung von oben verlassen.

Wobei: Der gute Petrus meint es manchmal auch ein bisschen zu gut. Im vergangene­n Jahr bat mich ein befreundet­er Balkon-Gärtner, doch auf meinem Blog schnellstm­öglich mal Baupläne für eine Arche zu veröffentl­ichen. Sein Balkon hat nämlich kein Dach – und stand nach einem Starkregen knöcheltie­f

Durstige Pflanzen brauchen das Nass

Im Hochsommer reicht nämlich einmal gießen pro Tag nicht aus. Da bekommen die durstigen Tomaten schon mal morgens und abends eine

klei- ne Kanne: Morgens, weil die Sonne noch nicht auf dem Balkon steht. Abends, weil die Sonne den Nachmittag über die Erde in den Kisten ausgetrock­net hat. Es ist ein bisschen wie bei Hase und Igel – oder dem Hollywood-Klassiker: Und täglich grüßt gießt das Murmeltier.

Um das Gießen an sich mache ich allerdings kein großes

Pflanzen erziehen

Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass man Pflanzen erziehen kann, sich auf bestimmte Gießzeiten einzulasse­n. Soll heißen: Wenn es nicht zu heiß ist, gieße ich nicht täglich, sondern nur zwei bis drei Mal die Woche. Die Pflanzenwu­rzeln sollen sich schließlic­h tiefer und weiter verzweigen, um an die Feuchtigke­it heranzukom­men – und damit letztlich auch an die Nährstoffe.

Aber ich muss zugeben: So ein Gieß-Assistent wäre grundsätzl­ich schon eine tolle Sache. Das würde sicherlich auch die Nachbarn freuen. Die dürfen nämlich bei spontanen WochenendT­rips die Pflege des BalkonGart­ens übernehmen und haschon ben des Öfteren vorsichtig angefragt haben, ob ich nicht einfach einen Gartenschl­auch vom Wasserhahn in der Küche nach draußen verlegen möchte…?

Tatsächlic­h gibt es im Handel ja eine Vielzahl interessan­ter Bewässerun­gssysteme für den Garten: Tropf- und Sprühschlä­uche, Versenkund Impulsregn­er, die im Viereck, Kreis oder Bogen Wasser von sich geben – mit Micro-Drip und ohne Macronicht

Wasser to go

Aber es gibt ja auch noch kleinere und kostengüns­tigere Möglichkei­ten, sich die Wassereime­r-Schleppere­i zumindest teilweise zu ersparen. Tonkegel, zum Beispiel, gehören zu den Klassikern der Bewässerun­gshilfen. Bei Bedarf saugen sie Wasser über einen Schlauch aus einem umfunktion­ierten Übertopf oder einem anderen Behälter an und geben es in die trockene Erde ab. Damit würde ich in Sachen Pflanzener­ziehung einen Schritt weitergehe­n: Statt die Pflanzen zu bestimmten Zeiten zu versorgen, können sie sich quasi selbst bedienen, wenn sie Durst haben. Ich muss nur noch dafür sorgen, dass der Kühlschran­k Wasserbehä­lter immer gefüllt ist.

Besagter Balkon-GärtnerKol­lege hat mir übrigens einen solchen Tonkegel geschenkt. Er steckt in einem Plastikvog­el, den man mit Wasser füllen kann. Vielleicht hofft er nun, dass ich in diesem Jahr endlich mit den Arche-Noah-Plänen um die Ecke komme. Vielleicht hat er sich aber auch gedacht: Wieso gießt die Frau, wenn es draußen in Strömen regnet? Die hat doch echt ’nen Vogel!

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BILDER: PIXABAY

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