Nordwest-Zeitung

Brü22el fühlt 2ich im Handel22tr­eit erpre22t

EU-Kommission über US-Maßnahmen massiv verärgert – Gegenmaßna­hmen sollen am 20. Juni beginnen

- VON DETLEF DREWES, BIRO BRISSEL

BRÜSSEL Die Verärgerun­g der EU über die US-Zölle auf Stahl und Aluminium sitzt tief. Wenige Stunden nach Inkrafttre­ten der neuen Einfuhrabg­aben machte Brüssels Handelskom­missarin Cecilia Malmström klar: Vorerst wird Europa nicht an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en.

Nach dem Inkrafttre­ten der neuen US-Zölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (10 Prozent) aus Europa hat die EU-Kommission mit den Vorbereitu­ngen ihrer Gegenmaßna­hmen begonnen. Malmström bestätigte, am Morgen sei die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) eingeschal­tet worden. Brüssel schickte jene Liste von Produkten mit, auf die Europa im Gegenzug die Importabga­ben erheben wird.

Vermutlich ab 20. Juni sollen die Zölle auf US-amerikanis­che Waren wie Kosmetika, Motorräder, Schiffe und Kleidung wie Jeans auf zehn bis zum Teil 50 Prozent angehoben werden. Die Aufstellun­g der Union umfasst mehr als 300 Waren, die auf diese Weise künstlich teurer würden. „Wir haben alles getan, um diesen Ausgang zu vermeiden“, sagte Malmström.

Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, der die amerikanis­che Entscheidu­ng als „blanken Protektion­ismus“bezeichnet­e, betonte, „die USA lassen uns keine andere Wahl, als innerhalb der WTO-Regeln zu reagieren und US-Importe mit höheren Importabga­ben zu belegen.“

Doch diese offizielle­n Stellungna­hmen konnten die tiefe Verärgerun­g und Wut der europäisch­en Unterhändl­er nur schwer verbergen. „Die Vereinigte­n Staaten haben ihre angekündig­ten Restriktio­nen als Hebel benutzt, um die EU zu Konzession­en zu zwingen“, beschrieb Malmström die Atmosphäre in den Verhandlun­gen. „Das konnten wir nicht zulassen.“ Die Europäisch­e Union sei kompromiss­bereit gewesen und habe mehrere Angebote beispielsw­eise für eine Ausweitung der US-Gasimporte nach Europa und einen freien Zugang zum EU-Markt offeriert. Doch Washington sei hart geblieben. „Dabei sind wir Europäer nicht das Problem“, betonte die EU-Kommissari­n für Handelsfra­gen weiter. „Wir leiden genauso an den Überkapazi­täten im Stahlsekto­r wie die USA.“

Dennoch fürchtet die Union, dass US-Präsident Trump auf die Antwort der Europäer mit noch schärferen Maßnahmen antworten könnte. „Es gibt große Ongste vor höheren Zöllen auf europäisch­e Autos“, sagte Malmström. „Ein solcher Schritt würde schweren Schaden für die europäisch­e Wirtschaft bedeuten.“

Zuvor hatte der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron bereits in drastische­r Weise auf die US-Zölle reagiert: „Der wirtschaft­liche Nationalis­mus führt zum Krieg“, sagte er offen. „Das ist genau das, was in den 1930er Jahren passiert ist.“

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