Löw jongliert mit Kader-Ideen
Bundestrainer muss nach Spiel gegen Österreich WM-Aufgebot benennen
Vier Spieler muss Joachim Löw noch aus dem vorläufigen Aufgebot streichen. Gegen Österreich können sich die Streichkandidaten noch einmal in Szene setzen.
EPPAN Joachim Löw plauderte bei strahlendem Sonnenschein entspannt über dies und das – doch beim Ausblick auf Sonntag überkam den Bundestrainer ein mulmiges Gefühl. Dass er nach dem Prestigeduell an di s m Samstag (18 Uhr/ gegen Österreich vier Spielern den Traum von der WM in Russland zerstören muss, „fällt mir nicht leicht und tut auch ein bisschen weh. Wenn es am Sonntag in die finale Entscheidung geht, ist das für alle nicht schön. Für die Spieler, die in den zwei Wochen alles reingelegt haben, bricht eine kleine Welt zusammen“, sagte Löw, der dem Weltverband Fifa seinen endgültigen 23köpfigen WM-Kader bis Montag um 12 Uhr melden muss.
Nach der Rückkehr vom Länderspiel in Klagenfurt nach Eppan wird sich der 58Jährige mit seinem Trainerteam und Manager Oliver Bierhoff in die entscheidende Klausur begeben, um sein Streich-Quartett zu erstellen. Kurz unterbrochen werden Jongliert mit Ball und Spielern: Joachim Löw muss am Montag seinen 23-köpfigen WM-Kader benennen.
die Beratungen am Sonntag vom Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel im Teamhotel Weinegg in Südtirol.
Bis dahin wird die wichtigste Frage geklärt sein: Hat DFB-Kapitän Manuel Neuer bei seinem ersten Einsatz seit 259 Tagen und seinem ersten Länderspiel seit Oktober 2016
den ultimativen WM-Härtetest bestanden? Alles deutet nach zehn Tagen Vorbereitung darauf hin. Der 32-jährige Keeper vom FC Bayern machte im Training und in zwei Tests mit der U 20 einen hervorragenden Eindruck.
„Bisher läuft alles nach Plan. Er hat keine Probleme. Er steht gegen Österreich im Tor. Das Spiel ist gut und hilfreich für ihn und uns“, sagte Löw. Die wahrscheinliche Nominierung Neuers würde Marc-Andre ter Stegen zur Nummer zwei degradieren. Zum anderen müsste Kevin Trapp oder Bernd Leno das Trainingslager verlassen.
Wackelkandidat ist zudem Jonathan Tah, da Jérome Boateng nach seiner Muskelverletzung auf einem guten Weg ist. Auf der Streichliste dürften auch Sebastian Rudy, Julian Brandt und Nils Petersen stehen. Dass Rudy und Brandt zum zweiten Mal nach 2016 das gleiche Schicksal ereilen könnte, sei zwar „umso schwerer“, betonte Bierhoff, „aber wir haben die Verpflichtung, die beste Mannschaft nach Russland zu schicken. Da gibt es keine Grenzen.“
Beim Spiel gegen Österreich ist für Löw, der neben Boateng und Toni Kroos (Sonderurlaub bis Samstag) auch auf Mats Hummels und Thomas Müller verzichtet, das „Ergebnis nicht das Allerwichtigste“. Vielmehr geht es ihm darum, bei den Streichkandidaten noch einmal letzte Erkenntnisse zu sammeln. Er werde deshalb „alle Wechsel ausschöpfen“.
Dies heißt, dass noch einmal alle ihre Bewährungschance bekommen. Auch Freiburgs Stürmer Petersen, einziger Neuling im vorläufigen Kader, werde spielen, so Löw: Er habe nach leichten Anlaufproblemen gezeigt, „dass er variabel ist, läuferisch gut, anspielbar. Er arbeitet viel, weicht aus. Er entwickelt sich jeden Tag weiter.“Ob das für Russland reicht, entscheidet sich am Montagmorgen.