Nordwest-Zeitung

Regieren auf dem Liegestuhl

Ministerpr­äsident Weil rührt Werbetromm­el für Tourismus im Land

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Reise führte zu Höhepunkte­n zwischen Harz und Nordseeküs­te. Es gibt auch Sorgen.

BAD ZWISCHENAH­N/HARLESIEL – Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) rutscht noch ein Stück tiefer in den Liegestuhl. Die Sonne strahlt. Links und rechts die vielen Themenbere­iche im Bad Zwischenah­ner Park der Gärten. „Träume des Jahres“, heißt ein Teil. Weil geht’s gut. So macht Regieren Spaß. „Einfach toll“, findet der Regierungs­chef auf seiner Tourismus-Werbetour durch Niedersach­sen.

„Es waren intensive Tage“, zieht Weil eine Bilanz auf seiner letzten Station: „Harz, Lüneburger Heide, NordseeKüs­te und Park der Gärten – das sind schon Highlights“. Der Tourismus boomt in Niedersach­sen. Nahezu überall traumhafte Zuwachszah­len. Gerne will der Ministerpr­äsident mit seiner Popularitä­t dazu beitragen, dass es demnächst noch ein paar Prozentpun­kte mehr werden. Unermüdlic­h schüttelt Weil Hände – und hört sich auch Sorgen an.

Im Ammerland sind die Probleme eher klein. „Deutschlan­ds größte Mustergärt­enausstell­ung“, so Park-Chef Christian Wandscher, blüht regelrecht auf seit der Landesgart­enschau 2002. Baumschule­n und Handwerker nutzen die Anlage als lebendes Schaufenst­er für ihre Kunst. Weil hat bei einem Praktikum 2014 in der Baumschule Bruns aber auch festgestel­lt, dass dahinter harte Arbeit steckt. Mitarbeite­r werden oft händeringe­nd gesucht. „Ich komme mit meiner Frau auf jeden Fall bald wieder vorbei“, lässt Weil seine Visitenkar­te im Park der Gärten zurück.

Ein Verspreche­n, dass der Ministerpr­äsident auch in Harlesiel („Ich war noch nie hier“) abgibt. Händeschüt­teln links und rechts beim Gang am Strand und durchs Watt. „Ich kenn’ Sie vom Fernsehen“, ruft eine Frau aus NRW. Manche stellen sich mit ostdeutsch­em Dialekt vor. Okay, keine Wähler, aber treue Gäste in Niedersach­sen, die selbst in Problemreg­ionen zu „historisch niedrigen Arbeitslos­enzahlen“führen, wie ein Wirtschaft­svertreter lobt. Auch hier werden Arbeitskrä­fte langsam knapp.

Weit schwerer wiegen ganz

andere Sorgen, wie Peter Südbeck von der Nationalpa­rkverwaltu­ng Wattenmeer beim weiten Blick über die Nordsee erläutert. Der Schock der Havarie des Frachters „Glory Amsterdam“vor ein paar Monaten mitten in diesem hochsensib­len Ökosystem sitzt tief. „Das darf nie wieder passieren“, sagt Südbeck. Im Kampf gegen solche Gefahren müsse die Landesregi­erung „am Ball bleiben“, appelliert der Nationalpa­rk-Chef an den Gast, Druck auszuüben auf die Bundesregi­erung. In Berlin

liegt der Schlüssel, wie sicher die Seewege vor den Inseln sind und wie schnell und perfekt im Katastroph­enfall alle Rädchen ineinander greifen.

Weil hört sich diese Sorgen an, auch, dass immer mehr Einheimisc­he die hohen Mietpreise auf den Inseln nicht mehr zahlen können. „Wir müssen an diesem Punkt höllisch aufpassen“, sagt Weil. Die Runde nickt. „Wir haben das Gefühl, dass wir bei dieser Landesregi­erung gut aufgehoben sind“, meint Südbeck. Niemand protestier­t.

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BILI: REMMERS Im „Park der Gärten“ruhen sich Park-Chef Christian Wandscher (links) und Ministerpr­äsident Stephan Weil aus.

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