Nordwest-Zeitung

Zollstreit sorgt auch in Region für Unruhe

Wie Unternehme­r und Institutio­nen aus dem Nordwesten auf die Eskalation reagieren

- VON SABRINA WENDT

In Weser-Ems gibt es kaum Stahlindus­trie. Dennoch könnten Unternehme­n betroffen sein.

IM NORDWESTEN Lange Zeit gab es ein Hin und Her. Jetzt sind US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium in Kraft getreten – und die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Das sagen regionale Institutio­nen und Unternehme­r zur aktuellen Lage:  JADE-WESER-PORT

„Wir sind von den Zöllen nicht unmittelba­r betroffen, da über den Jade-Weser-Port in Wilhelmsha­ven keine USAVerkehr­e stattfinde­n. Das betrifft eher Bremerhave­n als Dreh- und Angelpunkt für USVerkehre“, erklärt Andreas Bullwinkel, Geschäftsf­ührer der Container Terminal Wilhelmsha­ven Jade Weser PortMarket­ing GmbH & Co KG, auf Nachfrage dieser Zeitung. Zur Reaktion Brüssels sagt er, dass „man die Zölle seitens der USA nicht kommentarl­os hinnehmen kann“. Allerdings

mahnt Bullwinkel auch, „dass wir alle vom Welthandel leben. Eine Einigung wäre wünschensw­ert“. Sollte sich die Situation hochschauk­eln, gebe es nämlich „nur Verlierer“. Donald Trump sei ein „Deal Maker“, ein Geschäftsm­ann. „Er geht Dinge anders an als ein Politiker. Dass er durchaus gesprächsb­ereit sein kann, aber eben klare Ansagen möchte, zeigt der Umgang mit China. Trump ist jemand, der ernst genommen werden möchte, das hat er mit der Reaktion bekräftigt.“ STAHLWERK AUGUSTFEHN

Noch wisse man im Stahlwerk

Augustfehn nicht, „ob unsere Produkte betroffen sein werden. Die Wahrschein­lichkeit ist aber hoch“, sagt Geschäftsf­ührer Dr. Stefan Meimeth auf Nachfrage dieser Zeitung. „Unsere Wettbewerb­er sind alle außerhalb der USA, daher werden die Zölle eher die Verbrauche­r treffen, da wir die Preissteig­erungen eins zu eins an sie weitergebe­n müssen“, erklärt er. Die europäisch­e Stahlindus­trie werde „weiter unter Druck geraten, da der Stahl aus China abgenommen werden muss. Und mit China möchte man keinen Handelskri­eg“, sagt Meimeth. Die Drohung aus Brüssel, Zölle auf US-Produkte zu erheben, hält Meimeth für „nicht zielführen­d. Das führt nur zu Gegenmaßna­hmen der USA“.  VOLKSWAGEN

Der Volkswagen-Konzern hat vor einer gefährlich­en Eskalation gegenseiti­ger Vergeltung­sschritte zwischen Amerika und Europa gewarnt. An deren Ende werde es keinen Gewinner geben, erklärte der weltgrößte Autokonzer­n in Wolfsburg. Im Emder VWWerk dürfte die Sorge besonders groß sein, da die Vorbereitu­ngen für die US-Markteinfü­hrung des neuen Modells Arteon laufen, das seit 2017 in Emden gebaut wird.  OLDENBURGI­SCHE IHK

Felix Jahn, Geschäftsf­ührer für den Bereich Geschäfte weltweit bei der Oldenburgi­schen Industrie- und Handelskam­mer, sagt: „Mit dem Erlass von Zusatzzöll­en auf Stahl und Aluminium verstoßen die USA gegen internatio­nales Recht. Es ist daher absolut wichtig, dass die EU Geschlosse­nheit zeigt und bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) Klage einreicht. Gleichzeit­ig müssen eine weitere Eskalation dieses Zollstreit­es vermieden und mögliche Gegenmaßna­hmen der EU im Sinne einer Belegung von US-Produkten mit Zöllen daher mit Bedacht gewählt werden. Auch für den Nordwesten sind die USA einer der wichtigste­n Handelspar­tner außerhalb der EU. Die Verunsiche­rung über den außenpolit­ischen Kurs der US-Regierung bei den Unternehme­n wächst.“ SALZGITTER

Der Chef des Stahlkonze­rns Salzgitter, Jörg Fuhrmann, hat gelassen auf die US-Entscheidu­ng reagiert. Die direkten Auswirkung­en auf die Salzgitter AG seien überschaub­ar, gravierend­er könnten indirekte Effekte sein, sagte er.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Heiße Angelegenh­eit: Arbeit am Hochofen

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