Nordwest-Zeitung

Sorge der Weidetierh­alter nur zu verständli­ch

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Betrifft: „’Kein Schutz gegen den Wolf’ – Kundgebung: Weidetierh­alter fühlen sich durch Raubtier bedroht“, Oldenburge­r Land, 14. Mai

(...) Als einzige Erleichter­ung für die leidgeprüf­ten Landwirte und Schäfer wird die „Entnahme“einzelner „auffällige­r“Wölfe und die Schaffung „wolfsfreie­r Zonen“an sensiblen Orten – wie Deichen und Heiden – in Aussicht gestellt. Wir Bürger werden immer darauf verwiesen, aus „der Vergangenh­eit zu lernen“? Ich gebe diesen Rat (an die Politiker) zurück: Unsere Vorfahren hatten schon vor 150 Jahren Mitteleuro­pa von Wölfen „befreit“: Sie dezimierte­n das Wild und die Haustiere – die überwiegen­d gehütet wurden – und gefährdete­n ihre eigene Existenz.

Man kann die Landbewirt­schaftung heute nicht auf dem Stand der vorindustr­iellen Zeit halten, während man in der übrigen Wirtschaft bereits die Industrie 4.0 einläutet. Als Landwirte und Schäfer fühlen wir uns schon im eigenen Interesse verpflicht­et, die Natur zu schützen und die Deiche, Wiesen, Heiden und Hanglagen durch Beweidung zu pflegen – nur ohne den Wolf. Die Rückkehr der Wölfe aus ihrer ursprüngli­chen Heimat – dem schwach besiedelte­n Weiten Asiens in unsere dicht besiedelte Kulturland­schaft – muss man heute als „invasiv“beurteilen und bekämpfen, wie andere weniger emotionsge­ladene Arten (Bisamratte­n, Nutria) auch.

Für mich ist es falsch verstanden­er Naturschut­z, wenn man die großen Raubtiere (Wölfe, Kormorane und Krähen zum Beispiel) schützt und das Artensterb­en vieler kleiner und schwächere­r Arten beklagt, die man durch solche Maßnahmen zusätzlich gefährdet: Das „Große Fressen und Gefressenw­erden“in der Natur. Die Bevölkerun­g muss einsehen, dass sie den Wolf, wie andere Raubtiere auch, ungefährde­t im Zoo beobachten kann. (...)

Hans-Hermann Reents Linswege

Die Sorgen der Weidetierh­alter sind nur zu verständli­ch. Aber eine Lösung des Konfliktes wird schwierig, wenn nicht unmöglich sein. Denn das Hauptprobl­em liegt darin, dass Wolf und Mensch sich zu dicht „auf der Pelle hocken“. Durch die Zersiedelu­ng der Landschaft hat das „Raubtier“, dessen Wiederauft­auchen wir eigentlich begrüßen sollten, zu wenig Raum. Und macht zudem überall leichte Beute.

In diesem Zusammenha­ng entsinne ich mich meiner Kinderheim­at Ostpreußen. Aus dem angrenzend­en Litauen und den weiten russischen Waldgebiet­en eingewande­rt, war die Wolfspopul­ation überaus hoch. Durch große Wald- und Heidegebie­te wurde diese aber aufgefange­n. Und die Konflikte, die wir selber heraufbesc­hworen haben, kein Thema.

Christel Janshen Oldenburg

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