Versicherer drücken bei Fahrlässigkeit ein Auge zu
Alte Policen auf Prüfstand stellen – Versicherungssumme muss regelmäßig angepasst werden
BERLIN/BREMEN/TMN Eine Hausratversicherung ist wichtig. Weil sich inzwischen die Bedingungen der Anbieter verbessert haben, kann sich eine Prüfung bestehender Policen lohnen.
So gibt es inzwischen „viele gute Verträge, die eine Kürzung bei grober Fahrlässigkeit ausschließen“, sagt Michael Bruns, Versicherungsexperte bei der Stiftung Warentest. Also beispielsweise den Schaden eines Einbruchs begleichen, auch wenn die Haustür nicht abgeschlossen war.
Bei alten Verträgen seien Versicherer schnell dabei, von grober Fahrlässigkeit zu sprechen, so Bruns. Ärgerlich für Kunden: „Dann haben sie jahrelang die Beiträge gezahlt und bekommen im Schadensfall trotzdem nicht alles erstattet.“Insbesondere bei Totalschäden durch Brand oder Wasser entgehen dem Versicherten so schnell mal Zehntausende Euro.
Auch aus einem weiteren Grund lohnt es sich, den Vertrag regelmäßig zu prüfen: „Viele Verbraucher sind nach einigen Jahren unterversichert“, sagt Bruns und nennt ein typisches Beispiel: Ein junges Paar schließt eine Hausratversicherung ab, als es zusammenzieht. Nach und nach werden die Möbel durch hochwertigere ausgetauscht. Es kommen Kinder mit ihrem Hausrat dazu, ein größerer Fernseher – und nach fünf Jahren hat sich der Hausrat bereits verdoppelt. Die Summe, die ursprünglich als Wert für den Hausrat angegeben wurde, passt nicht mehr.
Im Schadensfall kann die Versicherung dann prozentuale Abzüge bei der Schadensregulierung vornehmen. „Und zwar unabhängig davon, wie hoch der Schaden ist, der gemeldet wird“, warnt Gabriele Zeugner, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bremen.
Um eine Unterversicherung zu vermeiden, sollten Verbraucher regelmäßig den Wert des Hausrats prüfen, den sie in ihrem Vertrag angegeben haben, und ihn gegebenenfalls anpassen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Die einfachste ist, den Wert pauschal nach der Wohnfläche festzulegen. Die Versicherer schlagen hierzu meist vor, 650 Euro pro Quadratmeter zu veranschlagen. „In den meisten Fällen passt das auch sehr gut“, sagt Zeugner.
Ein weiterer Grund, Altverträge zu prüfen, ist, dass sich Preise und Konditionen laufend ändern. „Überlegen Sie sich zunächst, welche Leistungen sie auf jeden Fall von der Versicherung brauchen und vergleichen sie dann die Konditionen“, rät Zeugner.
Wer noch keine Hausratversicherung hat, muss übrigens nicht zwingend eine abschließen. Bianca Boss vom Bund der Versicherten nennt folgende Faustregel: „Sobald es mich finanziell existenziell trifft, wenn ich beispielsweise bei einem Brand all mein Hab und Gut verliere, ist der Abschluss sinnvoll.“