Bundesregierung kritisiert US-Botschafter
Grenell will Konservative stärken – SPD-Vize spricht vom Trump-Vasallen
BERLIN Der neue US-Botschafter Richard Grenell ist mit seinen ußerungen, die konservativen Kräfte in Europa stärken zu wollen, auf Unverständnis der Bundesregierung gestoßen. Diese verlangt nun von amerikanischer Seite Aufklärung darüber, wie die in diplomatischen Kreisen ungewöhnlichen Einlassungen Grenells zu verstehen seien. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Montag in Berlin, Grenell habe bereits am Mittwoch bei seinem Antrittsbesuch im Auswärtigen Amt selbst Gelegenheit, seine ußerungen einzuordnen.
Der 51-Jährige ist seit Anfang Mai US-Botschafter in Deutschland. Grenell sagte der konservativen Plattform Breitbart nun: „Ich denke, die Wahl von Donald Trump hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es einfach nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheidet, wer diese gewinnt und wer kandidiert.“Er fügte an, er sei von einer Reihe von Konservativen in Europa kontaktiert worden. „Ich möchte unbedingt andere Konservative in ganz Europa stärken.“Der Aufschwung konservativer Ideen sei durch ein Scheitern linker Konzepte zu erklären.
Vertreter der im Bundestag in Berlin vertretenen Parteien kritisierten Grenell scharf. SPD-Vize Thorsten SchäferGümbel twitterte: „Europas Bürgerinnen und Bürger lassen sich von einem TrumpVasallen nicht sagen, wie sie wählen sollen. Ein US-Botschafter, der sich derart in demokratische Auseinandersetzungen einmischt, ist einfach fehl am Platz.“Der frühere SPD-Chef Martin Schulz sagte, Grenell benehme sich nicht wie ein Diplomat, „sondern wie ein rechtsextremer Kolonialoffizier“. Botschafter seien Vertreter ihrer Staaten und nicht von politischen Bewegungen.
Grenell übte bei Breitbart auch scharfe Kritik an NatoMitglied Deutschland. Deutschland sei die größte Volkswirtschaft Europas und sollte seine Verpflichtungen gegenüber dem Verteidigungsbündnis ernst nehmen.