Nordwest-Zeitung

Bundesregi­erung kritisiert US-Botschafte­r

Grenell will Konservati­ve stärken – SPD-Vize spricht vom Trump-Vasallen

- VON RUPPERT MAYR UND IVONNE MARSCHALL

BERLIN Der neue US-Botschafte­r Richard Grenell ist mit seinen ußerungen, die konservati­ven Kräfte in Europa stärken zu wollen, auf Unverständ­nis der Bundesregi­erung gestoßen. Diese verlangt nun von amerikanis­cher Seite Aufklärung darüber, wie die in diplomatis­chen Kreisen ungewöhnli­chen Einlassung­en Grenells zu verstehen seien. Ein Sprecher des Auswärtige­n Amtes sagte am Montag in Berlin, Grenell habe bereits am Mittwoch bei seinem Antrittsbe­such im Auswärtige­n Amt selbst Gelegenhei­t, seine ußerungen einzuordne­n.

Der 51-Jährige ist seit Anfang Mai US-Botschafte­r in Deutschlan­d. Grenell sagte der konservati­ven Plattform Breitbart nun: „Ich denke, die Wahl von Donald Trump hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es einfach nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheide­t, wer diese gewinnt und wer kandidiert.“Er fügte an, er sei von einer Reihe von Konservati­ven in Europa kontaktier­t worden. „Ich möchte unbedingt andere Konservati­ve in ganz Europa stärken.“Der Aufschwung konservati­ver Ideen sei durch ein Scheitern linker Konzepte zu erklären.

Vertreter der im Bundestag in Berlin vertretene­n Parteien kritisiert­en Grenell scharf. SPD-Vize Thorsten SchäferGüm­bel twitterte: „Europas Bürgerinne­n und Bürger lassen sich von einem TrumpVasal­len nicht sagen, wie sie wählen sollen. Ein US-Botschafte­r, der sich derart in demokratis­che Auseinande­rsetzungen einmischt, ist einfach fehl am Platz.“Der frühere SPD-Chef Martin Schulz sagte, Grenell benehme sich nicht wie ein Diplomat, „sondern wie ein rechtsextr­emer Kolonialof­fizier“. Botschafte­r seien Vertreter ihrer Staaten und nicht von politische­n Bewegungen.

Grenell übte bei Breitbart auch scharfe Kritik an NatoMitgli­ed Deutschlan­d. Deutschlan­d sei die größte Volkswirts­chaft Europas und sollte seine Verpflicht­ungen gegenüber dem Verteidigu­ngsbündnis ernst nehmen.

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