Gänzlich idiotisch
Da hilft kein halbgares Heruminterpretieren: Alexander Gaulands Satz über den Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ist von vorn bis hinten rettungslos idiotisch. Das gilt inhaltlich und übrigens auch taktisch, wenn man sich einmal in die Position der AfD versetzt.
Wer 50 Millionen Kriegstote, sechs Millionen von Deutschen ermordete Juden und übrigens auch 14 Millionen als Resultat der Nazi-Politik vertriebene Deutsche als „Vogelschiss“bezeichnet, ist als Gesprächspartner nicht mehr ernst zu nehmen. Es ist nämlich in Wirklichkeit so: Eben vor dem Hintergrund einer mehr als 1000-jährigen Geschichte mit Höhen und Tiefen, wie sie jede Nation erlebt hat, ist die Nazi-Epoche eine derartig monströse und abscheuliche Zeit, dass sie wie ein stets präsentes Furunkel heraussticht. Diese Zeit „normalisiert“sich mit Blick auf lange Zeiträume eben nicht. Sie verschwindet nicht einfach im Dickicht der Geschichte, wie Gauland sich das wohl erhofft.
Der AfD-Chef hofft wohl, mit seinem Rühren im NaziBrei diejenigen zu binden, die sich nicht mit dieser historischen Belastung dieses Landes abfinden wollen. Der Gauland-Ausfall ist da eben kein Unfall, sondern kühle Kalkulation. Allerdings dürfte die danebengehen: Die „Vogelschiss“-Nummer verprellt nämlich mehr potenzielle Sympathisanten, als sie der AfD jemals gewinnen kann. Schon der zarteste Braunton ist aus gutem Grund Schreckfarbe für das bürgerliche Milieu. Da hilft auch kein vorgeschobenes Bekenntnis zur „Verantwortung für die zwölf Jahre“. Das alles erklärt natürlich auch die massiven Reaktionen sämtlicher anderer politischen Parteien, für die solche AfD-Ausflüge in die braune Kloake Steilvorlagen darstellen. @ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de