Netanjahu wirbt für Rückzug aus Atomabkommen
Viele Konfliktfelder zwischen EU und Israel – Ministerpräsident auch in Paris und London
TEL AVIV/BERLIN Misstöne zwischen der EU und Israel gibt es von „A“wie Atomabkommen mit dem Iran über „J“wie Jerusalem bis „Z“wie Zweistaatenlösung. Nachdem sich US-Präsident Trump in wichtigen Fragen auf die Seite Israels gestellt hat, hofft Ministerpräsident Netanjahu offenbar auf weitere Unterstützung in Europa.
Was ist Netanjahus wichtigstes Anliegen
Er will einen Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Er sieht seine Chancen verbessert, nachdem USPräsident Donald Trump vor Kurzem den Ausstieg der USA aus dem Abkommen verkündet hatte. Netanjahu gilt als schärfster Kritiker der Vereinbarung. Die EU, darunter Männerfreundschaft: Donald Trump (links) und Benjamin Netanjahu
auch Deutschland, will das Abkommen dagegen retten. Netanjahu reist im Anschluss an seinen Kurzbesuch bei Merkel nach Paris und London weiter, um auch dort für den Ausstieg zu werben.
Netanjahu hatte dem Iran vor Kurzem noch medienwirksam vorgeworfen, trotz des Abkommens umfangreiche Forschungen zum Bau einer Atombombe heimlich aufbewahrt zu haben. Dies zeigten Zehntausende Dokumente aus einem „geheimen Atomarchiv“in Teheran. Deutschland will diese Dokumente prüfen.
Welche Gefahr sieht Netanjahu noch
Ein weiterer Punkt, den Netanjahu ändern will, ist die Militärpräsenz des Iran im Nachbarland Syrien, die Teheran während des Bürgerkrieges noch ausgebaut hat. Israel sieht darin eine massive Bedrohung und will dies keineswegs hinnehmen. Trump hatte sich auch hier auf die Seite Israels gestellt.
Zieht die deutsche Botschaft nach Jerusalem
Wohl eher nicht. Netanjahu müsste mit einem „Nein“rechnen. Die Bundesregierung hatte bereits deutlich gemacht, dass sie dem umstrittenen Schritt der USA nicht folgen wird, die Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Trump hatte im Dezember Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt. Die Palästinenser hatten scharf dagegen protestiert. Sie wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen künftigen Staat Palästina.
Interessieren Netanjahu andere Staaten noch
Ja, meint Oded Eran vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv. Dass Israel alle anderen Beziehungen zur Seite schöbe, „weil die USA einen sehr pro-israelischen Präsidenten haben“, halte er für eine Übertreibung. „Ich denke, es gibt kein anderes Land, inklusive den USA, mit dem wir eine solch breite Palette an gemeinsamen Interessen haben wie Deutschland“, sagt er. Dies gelte sowohl für historische, als auch für emotionale, wirtschaftliche und Sicherheitsaspekte.
Wie ist nun das Verhältnis Israels zur EU
Die EU und auch Deutschland dringen immer wieder auf Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern, wollen eine Zweistaatenlösung. Die vorerst letzten Friedensgespräche scheiterten 2014.
Grundsätzlich hat Israel allerdings großes Interesse an einer guten Kooperation mit der EU – etwa im Energiebereich mit Blick auf die israelischen Gasfelder im Mittelmeer. Die meisten israelischen Exporte gehen ohnehin in die EU. Und im Herbst sollen auch wieder die deutschisraelischen Regierungskonsultationen aufgenommen werden.