Nordwest-Zeitung

Denk ettel mit Risiko

- VON LARS BLANCKE

er Aufschrei bei den 82 Millionen Bundestrai­nern in Deutschlan­d war am Montag groß: Wie kann man bloß so einen talentiert­en Jungen wie Leroy Sané nicht mit zur WM nehmen, fragten sich viele – die Antwort kennt natürlich nur Joachim Löw.

Wer genau hinsieht, kann jedoch zumindest erahnen, worum es tatsächlic­h geht. Sportlich, das steht außer Frage, ist der pfeilschne­lle Linksaußen Sané ein Gewinn für jedes Team. Also muss es andere Gründe geben.

Da ist zum einen das Auftreten des 22-Jährigen. Wer sich die vielen Texte der unzähligen Journalist­en vor Ort in Eppan durchliest, erfährt überdurchs­chnittlich oft von einem teils überheblic­hen Gehabe, gepaart mit einem überschaub­aren Trainingse­hrgeiz Sanés. Hinzu kommen die bisher durchweg schwachen Auftritte in seinen zwölf Länderspie­len.

Zum anderen war Löw wenig begeistert, dass das Talent im vergangene­n Jahr den Confed Cup abgesagt hatte. Während sich ein Timo Werner beispielsw­eise mit überragend­en Auftritten in Russland ins Team spielte, ließ sich Sané lieber die Nase operieren, um perfekt auf die Saison mit Manchester City vorbereite­t zu sein.

In der Summe zeigte Sané wohl zu viele Star-Allüren. Löw hat mit seinem empfindlic­hen Denkzettel demonstrie­rt, dass ein harmonisch­es Teamgefüge für ihn über allem steht. Klar ist aber auch: Der Bundestrai­ner geht ein hohes Risiko ein. Denn im Eins-gegen-Eins fehlt der deutschen Elf in Russland der schnellste, vielleicht sogar der beste Spieler. @ Den Autor erreichen Sie unter Blanc e infoautor.de

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