Nordwest-Zeitung

Referent über jeden Zweifel erhaben

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Vielleicht keine leichte Kost, aber „einfach nur peinlich“ist ein Vortrag von Herrn Wiard Raveling ganz sicher nicht...

Ohne bei der Feierstund­e anlässlich des 70-jährigen Bestehens der deutsch-französisc­hen Gesellscha­ft anwesend gewesen zu sein, erscheint es uns notwendig, zum Ð-Bericht und den darin vorgetrage­nen Äußerungen gegen Herrn Raveling Stellung zu beziehen.

Wir sind Herrn Raveling in langjährig­er Kollegiali­tät verbunden und haben im Rahmen verschiede­ner Veranstalt­ungen zahlreiche seiner Vorträge zu den deutsch-französisc­hen Beziehunge­n gehört. Überdies verfolgen wir aus der benannten Nähe, wie und mit welchen Beweggründ­en er seit Jahrzehnte­n sein (berufliche­s wie privates) Leben in den Dienst der deutschfra­nzösischen Aussöhnung und Freundscha­ft gestellt hat – ebenso wie die deutschfra­nzösische Gesellscha­ft selbst. Wiard Raveling ist ein in Frankreich überaus gern gesehener Gast, der unter anderem auch durch seine dortige mediale Präsenz und sein großes Engagement einen Beitrag zur nicht selbstvers­tändlichen Normalisie­rung der Beziehunge­n beider Länder geleistet hat.

Wer sein 2014 erschienen­es Buch „Ist Versöhnung möglich? Meine Begegnung mit Vladimir Jankélévit­ch“kennt (und es gelesen hat!) oder sich mit ihm über dieses Thema unterhält, wird feststelle­n müssen, dass Herr Raveling über jeden Zweifel erhaben ist, die historisch­e Situation der Jahre 1939-45 in irgendeine­r Weise falsch einzuordne­n oder gar zu verharmlos­en. Genauso wenig haben wir jemals erlebt, dass er Klischees nicht angemessen zu dekonstrui­eren wusste.

Die recht verkürzte Berichters­tattung erscheint uns nicht fundiert genug, um hier zu einer differenzi­erten Meinung zu kommen. Ganz im Gegenteil: Sie ist populistis­ch!

Wiebke Kaschta, Cornelia Kistner und Matthias Pretz

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