Nordwest-Zeitung

VIER WERDER-SPIELER BEI WM IN RUSSLAND DABEI

- VON THOMAS HASELIER

E s ist die ewig gleiche Gruseldeba­tte: Arbeitgebe­rnahe Rechenküns­tler wie IW-Chef Michael Hüther erheben die stereotype Forderung nach einer Erhöhung des Rentenalte­rs, weil das Geld nicht ausreicht. Nach der Debatte um die Rente mit 67 sind wir in diesem Jahr bei 70, in zwei Jahren vielleicht schon bei 75. Und warum nicht auch bald bei 80 oder 90? Wer bietet mehr? Für den früheren Gesundheit­sminister Gröhe darf es in der Rentenkomm­ission keine Tabus geben. Stimmt, nur meint der das ausschließ­lich bezogen auf das Renteneint­rittsalter.

Dabei eilt es, endlich eine wirkliche Rentenrefo­rm anzu- packen, die diesen Namen verdient, statt ständig mit der einfallslo­sen Lösung zu kommen, die Renten zu kürzen. Denn die Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s ist nichts anderes als eine verkappte Rentenkürz­ung. Es ist doch heuchleris­ch, um nicht zu sagen: verlogen, dass ausgerechn­et diejenigen, die vehement die Rente mit 70 fordern, im Alltag alles daran setzen, dass ältere Arbeitnehm­er vorzeitig in den Ruhestand gehen, weil sie ihnen zu teuer und zu wenig belastbar sind.

Der Punkt kommt ohnehin, dass der Generation­envertrag, der bisher die Rente gesichert hat, nicht mehr funktionie­rt, einfach weil es zu wenig Einzahler geben wird. Kommt es zum Wegbrechen von Arbeitsplä­tzen durch Automatisi­erung und Digitalisi­erung, wird die Rechnung auch mit einem Eintrittsa­lter von 100 nicht mehr aufgehen. So weiterzuma­chen, ist grob fahrlässig. Deshalb: Die Renten müssen endlich steuerfina­nziert werden, eine Finanztran­saktionsst­euer ist dafür die intelligen­teste und volkswirts­chaftlich vertretbar­ste Lösung. Sie sorgt für eine Umverteilu­ng des Reichtums, für mehr Steuergere­chtigkeit, entlastet die Jungen und ist die nachhaltig­ste Rentenrefo­rm. @ Den Autor erreichen Sie unter Haselier@infoautor.de

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