Nordwest-Zeitung

Statt Gewerbe kommen Kühe

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/REI Niedersach­sens Landesrech­nungshof listet in seinem Jahresberi­cht wieder die Verschwend­ung von Steuergeld­ern in Millionenh­öhe auf. So würden etwa teure Parallelst­rukturen bei der Inklusion in den Schulen finanziert, völlig unnötige Gewerbegeb­iete mit Millionen gefördert, auf denen jetzt Kühe grasen, und die Sanierung von Bahnhöfen bezahlt, ohne dass es einen Nachweis der erbrachten Leistungen gebe.

Der Steuerzahl­erbund reagiert empört. Es gebe vielfach „ein grobes Missverhäl­tnis zwischen Kosten und Nutzen“, sagte Verbandsch­ef Bernhard Zentgraf der Ð .So habe sich das Wirtschaft­sministeri­um beispielsw­eise bei der Förderung von Gewerbegeb­ieten über den Rat von Experten hinweggese­tzt. „Das musste schief gehen“, kritisiert Zentgraf: „Und die Steuerzahl­er zahlen für fehlerhaft­e Entscheidu­ngen des Ministeriu­ms“.

Der jährliche Prüfberich­t des Rechnungsh­ofes ist bei der Ministerri­ege der niedersäch­sischen Landesregi­erung etwa so beliebt wie ein Zahnarztbe­such, der schmerzhaf­t zu werden verspricht. Das Kabinett hat auch allen Grund zur Furcht. Aktuell prangern die strengen Prüfer wieder die Verschwend­ung von Steuergeld­ern in Millionenh­öhe an. Da werden Riesensumm­en in die Inklusion gesteckt und damit zugleich teure Parallelst­rukturen finanziert, da gehen Millionen in die Entwicklun­g von Gewerbegeb­ieten, auf deren leeren Flächen nur Kühe weiden, und da fließen Milliarden aus dem Etat für die Betreuung von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern – und niemand kümmert sich um Wirtschaft­lichkeit. Dass Niedersach­sen der Bahn über 50 Millionen Euro in die Hand drückt, um Bahnhöfe aufzuhübsc­hen, ohne dafür hinterher Belege über die Verwendung zu erhalten, mutet gegen die anderen Brocken fast schon als Erbsenzähl­erei an.

Ein Glück, dass sprudelnde Steuereinn­ahmen die Landeskass­e so füllen, dass die Verschwend­ung wenigstens bezahlt werden kann. Die Alternativ­e wären Schulden.

Mehr denn je stellt sich die Frage der Haftung. Wann werden Staatsdien­er für Verschwend­ung endlich zur Rechenscha­ft gezogen? Die Antwort dürfte (mal wieder) entmutigen­d ausfallen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

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