Nordwest-Zeitung

Möbel nicht bezahlt

Auch bei Bestatter und Elektroges­chäften Rechnungen nicht bezahlt – 40 000 Euro Schaden

- VON SANDRA BINKENSTEI­N

Ein 49 Jahre alter Mann aus Oldenburg soll Möbelhäuse­r unter anderem in der Friesische­n Wehde betrogen haben. Er ließ sich die Möbel liefern und zahlte nicht. Auch einen großen Fernseher ließ er sich liefern und beglich die Rechnungni­cht

Ein 497Jährige­r soll M<7 belhäuser betrogen ha7 ben. Er soll Ware f=r Zehntausen­de Euro nicht bezahlt haben.

OLDENBURG/NEUENBURG Es war eigentlich ein ganz normaler Kunde, der an einem sonnigen Tag im Mai im Möbelhaus Charisma in Neuenburg stand und sich Schlafzimm­er ansah. Schränke, Betten, Nachttisch­e. Er ließ sich beraten, Probeliege­n auf den Matratzen inklusive. „Er hat sich dann ein komplettes Schlafzimm­er aus Kernbuche ausgesucht. Und er hat sogar noch mit mir um den Preis verhandelt“, sagt der Charisma-Inhaber Christoph Groß. 15000 Euro sollte der Mann bezahlen. Doch offenbar hatte er das niemals vor.

Eine Woche später lieferten die Mitarbeite­r die Möbel nach Oldenburg. „Das war schon eine schwere Geburt, die Wohnung war im dritten Stock und der Fahrstuhl war kaputt. Zwei Männer waren einen Tag damit beschäftig­t, alles rauf zu schleppen und aufzubauen“, sagt Christoph Groß.

Das Formular mit der Einzugserm­ächtigung hatte der Mann unterschri­eben. Das Geld wurde abgebucht, doch das Konto des Beschuldig­ten war offenbar nicht gedeckt – die Bank buchte das Geld kurz darauf zurück. „Da ist mir schon schwindeli­g geworden“, sagt Christoph Groß.

Doch weil er so ein kommunikat­iver Mensch sei, habe er den Mann erstmal angerufen, schickte ihm Kurznachri­chten und Sprachnach­richten. Vergebens. „Weil ich am nächsten Tag sowieso in Oldenburg war, bin ich da eben hingefahre­n. Ich wusste ja, wo er wohnt, schließlic­h haben wir das Schlafzimm­er dorthin geliefert. Das ist beste Wohnlage, da schöpft man nicht sofort Verdacht“, sagt der Möbelhaus-Inhaber. Direkt vor dem Haus des Beschuldig­ten stand ein Firmenfahr­zeug eines Möbelhause­s aus Oldenburg. „Ich habe mir erstmal nichts dabei gedacht“, sagt Christoph Groß.

Doch es stellte sich heraus: Der Mann hatte offenbar auch in diesem Möbelhaus etwas gekauft ohne zu bezahlen. Die Inhaberin des Oldenburge­r Geschäfts war ebenfalls beim Haus des Kunden, um den Mann zur Rede zu stellen. Und einem Zufall ist es zu verdanken, dass der Hausbesitz­er, der eigentlich nicht in der Nähe wohnt, auch vor Ort war.

„Er hat der Kollegin aus Oldenburg die Tür zur Wohnung des Mannes aufgeschlo­ssen. Die ganze Wohnung war eingericht­et mit hochwertig­en Möbeln“, berichtet Christoph Groß. Das Schlafzimm­er: von Möbel Charisma. Die Inhaberin des Oldenburge­r Möbelhause­s hat die Polizei gerufen. „Auf dem Couchtisch lag mein Prospekt, in dem sogar das Schlafzimm­er drin war“, sagt Christoph Groß. „Die Polizei hat gesagt: Heute haben Sie kurzfristi­g die Möglichkei­t, Ihre Möbel aus der Wohnung zu holen. Danach wird sie versiegelt.“

Das Amtsgerich­t Oldenburg hatte auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss für die Wohnung erlassen. „Ich habe alle meine Mitarbeite­r zusammenge­trommelt, wir sind da hingefahre­n und haben die ganzen Möbel wieder auseinande­rgebaut und bei 32 Grad Hitze wieder aus dem dritten Stock nach unten getragen.“

Die Polizeiins­pektion Oldenburg-Stadt/Ammerland ermittelt jetzt gegen den 49Jährigen, der nicht nur die beiden Möbelhäuse­r, sondern insgesamt vier Läden betrogen haben soll. Bei einem Oldenburge­r Steinmetzb­etrieb soll der Beschuldig­te einen Grabstein für einen verstorben­en Angehörige­n in Auftrag gegeben haben. Auch beim Hifi-Geschäft Stadtlande­r hat der Mann „eingekauft“. „Wir haben dem Mann einen sehr hochwertig­en Großbildfe­rnseher geliefert. In seiner Wohnung lag eine Rechnung von uns, und da hat die Polizei uns informiert. Die Polizei hat wirklich gute Arbeit gemacht“, sagt der Inhaber Peter Stadtlande­r. Auch bei dem Verkaufsge­spräch im Fernsehges­chäft habe der Mann einen „ganz normalen Eindruck gemacht“und sogar um den Preis verhandelt.

„Der bisher bekannte Schaden liegt bei etwa 40 000 Euro“, teilt Stephan Klatte, Sprecher der Polizeiins­pektion Oldenburg-Stadt/Ammerland, auf Nachfrage der

mit. „Derzeit ist davon auszugehen, dass der Tatverdäch­tige die Gegenständ­e ausschließ­lich für seine eigenen Zwecke nutzen wollte.“

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