Nordwest-Zeitung

Ausbaufähi­g

- VON LARS RECKERMANN

Fragen stellen müssen unsere Parlamenta­rier noch lernen. Das können sie nicht. Deshalb geriet die erste Regierungs­befragung auch zu einer Aneinander­reihung von erwartbare­n politische­n Statements und gelernten TeflonAntw­orten der Bundeskanz­lerin. Da prallte alles ab.

Schade. Das Format ist gut, kann es doch drängende politische Themen dem Bürger näherbring­en. Bürgernähe war indes Fehlanzeig­e. Da wurde über das „Ceta-Abkommen“(Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Kanada) und „reziproke Handelsbez­iehungen“(wechselsei­tige Handelsbez­iehungen) gesprochen. Menschen, die dieses Vokabular nicht verstehen, schalten ab. Statt mit dem G7Gipfel anzufangen, hätten Themen wie Flüchtling­e, Mieten und Klimaschut­z angesproch­en werden müssen. Zu diesen Themen gab es aber nur wenige Fragen. Entweder so aggressiv gestellt (AfD), dass die Kanzlerin gar nicht darauf antworten konnte („Wann treten Sie zurück?“). Oder so wachsweich (CDU), dass sich die Kanzlerin für die Frage sogar bedankte.

Die Grünen waren auf dem richtigen Weg, als sie fragten, was die Regierung gegen hohe Mieten unternimmt. Da aber drei Fragen gleichzeit­ig gestellt wurden, suchte sich Merkel eine Frage aus. Konkret wurde sie nicht.

Von einer politische­n Debattenku­ltur, wie es sie etwa in England gibt, war diese Regierungs­befragung so weit entfernt, wie aktuell Astronaut Alexander Gerst von der Schwerkraf­t. Wo sind unsere Politiker geblieben, die den Gegner attackiere­n können, ohne ihn zu vernichten? Nun ja, es war die erste Runde, geben wir der zweiten Befragung eine Chance. Das Format ist zumindest ausbaufähi­g.

Verbesseru­ngen: Ich möchte als Zuschauer die mitlaufend­e Uhr sehen. Für Frage und Antwort standen nämlich jeweils maximal eine Minute zur Verfügung. Das klingt leider nur nach Tempo.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reckermann@infoautor.de

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