Ausbaufähig
Fragen stellen müssen unsere Parlamentarier noch lernen. Das können sie nicht. Deshalb geriet die erste Regierungsbefragung auch zu einer Aneinanderreihung von erwartbaren politischen Statements und gelernten TeflonAntworten der Bundeskanzlerin. Da prallte alles ab.
Schade. Das Format ist gut, kann es doch drängende politische Themen dem Bürger näherbringen. Bürgernähe war indes Fehlanzeige. Da wurde über das „Ceta-Abkommen“(Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada) und „reziproke Handelsbeziehungen“(wechselseitige Handelsbeziehungen) gesprochen. Menschen, die dieses Vokabular nicht verstehen, schalten ab. Statt mit dem G7Gipfel anzufangen, hätten Themen wie Flüchtlinge, Mieten und Klimaschutz angesprochen werden müssen. Zu diesen Themen gab es aber nur wenige Fragen. Entweder so aggressiv gestellt (AfD), dass die Kanzlerin gar nicht darauf antworten konnte („Wann treten Sie zurück?“). Oder so wachsweich (CDU), dass sich die Kanzlerin für die Frage sogar bedankte.
Die Grünen waren auf dem richtigen Weg, als sie fragten, was die Regierung gegen hohe Mieten unternimmt. Da aber drei Fragen gleichzeitig gestellt wurden, suchte sich Merkel eine Frage aus. Konkret wurde sie nicht.
Von einer politischen Debattenkultur, wie es sie etwa in England gibt, war diese Regierungsbefragung so weit entfernt, wie aktuell Astronaut Alexander Gerst von der Schwerkraft. Wo sind unsere Politiker geblieben, die den Gegner attackieren können, ohne ihn zu vernichten? Nun ja, es war die erste Runde, geben wir der zweiten Befragung eine Chance. Das Format ist zumindest ausbaufähig.
Verbesserungen: Ich möchte als Zuschauer die mitlaufende Uhr sehen. Für Frage und Antwort standen nämlich jeweils maximal eine Minute zur Verfügung. Das klingt leider nur nach Tempo.
@ Den Autor erreichen Sie unter Reckermann@infoautor.de