Nordwest-Zeitung

Städte und Gemeinden zufrieden mit Rot/Schwarz

Verbandsch­ef Trips übt jedoch Kritik an Kita-Kompromiss

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

HATTORF AM HARZ Ein gutes halbes Jahr nach Antritt der rot-schwarzen Landesregi­erung stellt Niedersach­sens Städte- und Gemeindebu­nd (NSGB) der Großen Koalition ein überwiegen­d gutes Zwischenze­ugnis aus. „Wir haben eine durchaus kommunalfr­eundliche Regierung“, sagte Verbandspr­äsident Marco Trips bei der NSGB-Mitglieder­versammlun­g am Mittwoch in Hattorf am Harz. Auf der Positivsei­te verbuchte der Vertreter von mehr als 400 Kommunen im Land unter anderem die Aufstockun­g von Polizeiste­llen, Straßenbau­geldern oder die schnelle Umsetzung des Brandschut­zgesetzes. Damit fiel die Bewertung der Landesregi­erung besser aus als noch vor zwei Jahren.

Überwiegen­d positiv sieht Trips die Einführung des gebührenfr­eien Kindergart­ens. Trotz des kürzlich gefundenen Finanzieru­ngskomprom­isses blieben die Folgen für die kommunalen Haushalte offen. Lieber hätte man in Qualität investiert, betonte Trips. „Eltern werden entlastet, Kommunen nicht. Das Geld wird für Qualitätsv­erbesserun­gen fehlen“, sagte er.

Unzufriede­n sind die Kommunen unter anderem damit, dass Rot/Schwarz keinerlei Anstalten macht, die auf fünf Jahre verkürzte Amtszeit der Bürgermeis­ter wieder auf acht Jahre anzuheben. Zudem kritisiert­e Trips, dass sich bei der von den Gemeinden geforderte Nutzung von Schulen für nachmittäg­liche Hortbetreu­ung nichts tue. „Es kann doch nicht sein, dass Schulräume nachmittag­s leer stehen und die Gemeinden daneben Horträume errichten müssen“, klagte Trips.

Große Sorgen machen sich vor allem ländliche Regionen um die ärztliche Versorgung. „Aktuell sind 365 Hausarztsi­tze in Niedersach­sen unbesetzt“, sagte Trips und warnte, dass binnen zehn Jahren etwa 1000 der 5100 Hausärzte im Land in den Ruhestand gehen.

Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) nahm das überwiegen­de Lob gerne auf. Weil zeigte sich generell offen für die geforderte Landarztqu­ote. Sollte sich die Lage nicht verbessern, seien „verpflicht­ende Maßnahmen“denkbar, sagte der Ministerpr­äsident.

Newspapers in German

Newspapers from Germany