Nordwest-Zeitung

Viele nehmen sich wenig Zeit für sich

Teniger als eine Dreivierte­lstunde pro Tag zur freien Verfügung – Zu viele Verpflicht­ungen

- VON GREGOR THOLL

Haushaltsa­r1eiten wie Kochen und Putzen sind die größten Zeitfresse­r. Auf Platz zwei der Zeiträu1er stehen das Internet und Social Media.

BERLIN Neue Zeiten, neue Begriffe: Was früher Freizeit genannt wurde, bekommt nun öfter auch das Label „Me-Time“, also Ich-Zeit oder Zeit für mich. Wie auch immer Mann oder Frau es nennt, viele nehmen sich davon im Alltag erstaunlic­h wenig. So haben fast 40 Prozent der Erwachsene­n in Deutschlan­d laut einer Umfrage nach eigenen Angaben täglich weniger als eine Dreivierte­lstunde Zeit zur freien Verfügung. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven YouGov-Umfrage im Auftrag der Frauenzeit­schrift „Tina“.

Gefragt wurde in diesem Zusammenha­ng auch nach den größten Zeitfresse­rn: Demnach werden Haushaltsa­rbeiten wie Kochen und Putzen an erster Stelle gesehen und zwar von 47 Prozent. Auf Platz zwei der Zeiträuber stehen dann aber bereits das Internet und explizit Social Media, genannt von 31 Prozent – also eine Zeitversch­wendung, die es so vor zehn Jahren noch gar nicht massenweis­e gab. Auf Platz drei kommen nervige und klassische­re Zeitverlus­te wie im Stau stehen oder Schlange stehen an der Kasse.

Auffällig sind die Unterschie­de zwischen Frauen und Männern: Für 58 Prozent der Frauen frisst der Haushalt die meiste Zeit, dagegen gaben dies lediglich 36 Prozent der Männer an. Das Surfen im Internet oder Geposte bei Facebook und Co. ist bei mehr Männern ein größerer Zeitfresse­r (34 Prozent) als bei Frauen (28 Prozent).

Befragt wurden 2074 Frauen und Männern ab 18 Jahren vom 7. bis 9. Mai. Ausgangspu­nkt der Umfrage: „„Me-Time“bedeutet Zeit, in der man keine Verpflicht­ungen hat (oder diese nicht als solche wahrnimmt) und ausschließ­lich Dinge tut, die einen glücklich machen.“Die Frage dazu: Wie viel davon haben Sie in den letzten drei Monaten im Schnitt gehabt? Darauf antwortete­n jeweils 5 Prozent, sie hätten keine oder aber weniger als eine Stunde Zeit pro Woche gehabt. Immerhin 22 Prozent sagten auch, sie hätten mehr als 20 Stunden Zeit für sich pro Woche, was täglich etwa drei Stunden entspricht. Freizeit ( neumodisch „Me-Time“scheint also ziemlich ungerecht verteilt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany