Nordwest-Zeitung

Überhitzte Autos sind tödliche Gefahr

Hitzschlag für Hunde sehr gefährlich – Notfalls mit viel Wasser kühlen

- VON ELLEN KRANZ

Immer wieder lassen Besitzer ihre Tiere im Auto zurück. Die Tierärztin Nadja Adler erklärt, was Passanten im Notfall tun können und dürfen.

NORDWESTEN/OLDENBURG Ein Hochsommer­tag. Ein Hundebesit­zer möchte nur schnell beim Bäcker ein Brot kaufen und lässt seinen Mops im Auto. Die Fenster sind spaltweit offen. Das Auto steht in der prallen Sonne. Doch im Laden wartet eine lange Schlange, der Hund sitzt im überhitzen Auto, ist den Temperatur­en hilflos ausgeliefe­rt.

Von solchen Szenarien ist vor allem an heißen Sommertage­n immer wieder zu lesen. Doch was genau ist ein Hitzschlag? Wie erkennt man ihn? Welche Rechte und Pflichten haben Passanten, wenn sie einen Hund in einem überhitzte­n Auto entdecken?

„Von einem Hitzschlag spricht man bei der Überhitzun­g des Körpers auf über 81 Grad Celsius“, sagt die Oldenburge­r Tierärztin Nadja Adler. „Es kommt zu der Aktivierun­g einer Entzündung­sreaktion im gesamten Körper was letztendli­ch zum Versagen der inneren Organe und damit zum Tod des Tieres führt.“

Autos1hei2­e eins1hlage­n

Dabei schwitzen Hunde anders als etwa Menschen: „Hunde schwitzen nur an den Füßen“, erklärt die 30-Jährige, die in der Tierklinik Oldenburg arbeitet. „Sie regulieren ihre Körpertemp­eratur über das Hecheln.“Zudem spielt die Nase eine zentrale Rolle. „Sie hat eine große Oberfläche, weil die Nasenmusch­eln von Hunden mehr Falten haben als die von Menschen. Diese Falten sind gut durchblute­t und durch das Hecheln kühlt das zirkuliere­nde Blut die Körpertemp­eratur herunter.“

Somit sind vor allem brachyzeph­ale Rassen, also Hunde mit kurzen Nasen, wie Möpse oder französisc­he Bulldoggen gefährdet. „Sie haben eine viel kleinere Nasenoberf­läche zum Kühlen als beispielsw­eise Schäferhun­de“, sagt Adler. Aber auch Hunde mit langem Fell, etwa Huskys oder Bernhardin­er, oder Hunde mit schwarzer Mischling Jack freut sich über frische und kühle Luft – und ist nur fürs Foto ins Auto gesprungen. Hundebesit­zer sollten ihre Tiere niemals im Auto lassen – die Temperatur kann schnell ansteigen, warnt Tierärztin Nadja Adler.

Fellfarbe seien gefährdete­r.

Gerade im Auto ist die Gefahr eines Hitzschlag­es groß. Adler: „Zwar ist es im Frühling bei 20 bis 25 Grad noch nicht sonderlich warm, aber in einem in der Sonne geparkten Auto werden trotzdem innerhalb von nur 20 Minuten Temperatur­en von über 80 Grad erreicht.“

Doch was tun, wenn man einen Hund in einem überhitzte­n Auto findet und der

Besitzer nicht auffindbar ist? „Wenn man das Gefühl hat, dass sich der Hund in Lebensgefa­hr befindet, er beispielsw­eise auf der Seite liegt, hechelt und nicht ansprechba­r ist, sollte man sofort bei der Feuerwehr oder Polizei anrufen“, sagt die Tierärztin. „Notfalls darf man auch die Scheibe einschlage­n N das sollte man aber vorher der Polizei melden“, sagt sie und rät: „Immer einen Zeugen dazu Fie Tierärztin Nadja Adler gibt Tipps.

holen und mit dem Handy ein Video von der Situation machen.“

Hund mit Wasser k3hlen

Sobald der Hund befreit ist, sollte man ihn trinken lassen. Aber: „Manchmal sind die Hunde zu schwach. In jedem Fall sollte man den Hund mit fließendem, leicht kaltem, aber nicht eiskaltem Wasser bis auf die Haut durchnässe­n, um ihm zu kühlen“, sagt Adler. „Danach sollte man schnellstm­öglich mit offenen Autofenste­rn und auf kürzestem Weg zum Tierarzt fahren, um das Tier dort versorgen zu lassen N die Fahrtluft kühlt zusätzlich.“Und sie hat noch einen Tipp: „Kein nasses Handtuch um den Hund wickeln N darunter kann sich wieder Hitze stauen.“Beim Tierarzt müssen die Hunde noch mindestens 88 Stunden überwacht werden, weil in dieser Zeit immer noch Organe ausfallen können.

Die Symptome für einen Hitzschlag sind vielfältig: „Die Hunde hecheln, sind schwach, nicht richtig ansprechba­r

und die Schleimhäu­te sind blass oder rot. Nach etwas längerer Zeit können auch zentralner­vöse Störungen wie Krämpfe oder Orientieru­ngslosigke­it hinzukomme­n.“Auch eine sehr hohe Pulsfreque­nz und Herzrhythm­usstörunge­n sind Symptome.

Kann man einen Hitzschlag vorbeugen? „Ich empfehle, keine Spaziergän­ge in der Mittagshit­ze zu unternehme­n und langhaarig­e Hunde zu scheren oder gründlich auszukämme­n“, sagt Adler.

Auch sollten körperlich­e Aktivitäte­n gemieden werden und Trinken sollte immer bereit stehen. „Die Hunde verdunsten viel Flüssigkei­t über die Atemwege.“Generell warnt die Tierärztin: „Hunde niemals im Auto lassen N auch nicht bei offenem Fenster, denn das bietet keine Garantie dafür, dass die Temperatur sich nicht hoch heizt.“Auch von einem Schattenpa­rkplatz rät sie ab: „Die Sonne wandert und dann steht das Auto nicht mehr im Schatten“N 50 Prozent der Hunde überlebten einen Hitzschlag nicht.

 ?? BILF: MARTIN REMMERS ??
BILF: MARTIN REMMERS
 ?? BILF: MARTIN REMMERS ??
BILF: MARTIN REMMERS

Newspapers in German

Newspapers from Germany