Jetzt kühlen Kopf behalten
Preise für altes Kältemittel R134a explodieren
Für viele Autofahrer eine böse Überraschung: Die Wartung ihrer Klimaanlagen verteuert sich drastisch.
OLDENBURG/HUNDSMÜHLEN Tausende Besitzer von Autos mit Klimaanlagen, die noch mit dem alten Kältemittel R134a betrieben werden, müssen für die Wartung tief in die Tasche greifen. Der Grund: Die EU plant, den Import von R134a bis zum Jahr 2020 drastisch zu verringern. Das hat zu einer Preisexplosion geführt. Bezahlten die Werkstätten 2016 für eine Sieben-Kilo-Flasche noch 80 bis
90 Euro, so müssen sie nun annähernd 600 Euro dafür hinblättern. Die hohen Preise werden an die Kunden weitergegeben. Die Kosten für die Wartung einer Klimaanlage können sich für die Autofahrer daher schnell verdoppeln.
Dieter Meyer, Obermeister der Kfz-Innung Oldenburg und Inhaber einer freien Werkstatt in Hundsmühlen, sieht schon Lieferengpässe voraus, sollte sich der erwartet heiße Sommer bestätigen. „Es kann sein, dass es schon im August kaum noch R134a gibt, was wohl zu weiteren Preissteigerungen führt.“
Dass die EU das alte Kältemittel künstlich verknappt, hat Umweltgründe: Brüssel will den Wechsel auf das neue Kältemittel R123yf forcieren,
weil der Vorläufer R134a eine 1430-mal so hohe Treibhauswirkung wie CO2 hat. Seit 2017 ist das neue Kältemittel für Neuwagen Pflicht, dennoch fahren noch Millionen von Autos mit dem alten herum.
Zwar könnte man laut Dieter Meyer theoretisch auch das neue Kältemittel in die alten Anlagen füllen, das sei jedoch gefährlich und fahrlässig, denn R123yf gilt als leicht brennbar – ein Grund, warum sich zum Beispiel DaimlerBenz lange gesträubt hat, das Mittel für seine Modelle zu verwenden. Wird das neue Mittel in alte Anlagen gefüllt, könnte damit möglicherweise sogar die Betriebserlaubnis erlöschen, warnt Meyer vor Experimenten aus Kostenersparnisgründen.
Speziell kleine Werkstätten kommt die Umstellung auf das neue Kältemittel doppelt teuer zu stehen. Sie zahlen nicht nur viel mehr für das alte Kältemittel, sondern benötigen auch noch ein neues Befüllungsgerät für rund 8000 Euro. Insgesamt verteuert sich dadurch die Wartung der Klimaanlagen erheblich.
Darauf deshalb zu verzichten, hält Meyer für keine gute Idee: „Die Klimaanlagen verlieren pro Jahr zwischen zehn und 15 Prozent des Kältemittels. Hat die Anlage zu wenig Kältemittel, springt der Kompressor häufiger an, was den Spritverbrauch deutlich erhöht. Und die Kühlwirkung lässt auch nach. Da gilt es kühlen Kopf behalten und lieber bezahlen.“