Nordwest-Zeitung

Jetzt kühlen Kopf behalten

Preise für altes Kältemitte­l R134a explodiere­n

- VON THOMAS HASELIER

Für viele Autofahrer eine böse Überraschu­ng: Die Wartung ihrer Klimaanlag­en verteuert sich drastisch.

OLDENBURG/HUNDSMÜHLE­N Tausende Besitzer von Autos mit Klimaanlag­en, die noch mit dem alten Kältemitte­l R134a betrieben werden, müssen für die Wartung tief in die Tasche greifen. Der Grund: Die EU plant, den Import von R134a bis zum Jahr 2020 drastisch zu verringern. Das hat zu einer Preisexplo­sion geführt. Bezahlten die Werkstätte­n 2016 für eine Sieben-Kilo-Flasche noch 80 bis

90 Euro, so müssen sie nun annähernd 600 Euro dafür hinblätter­n. Die hohen Preise werden an die Kunden weitergege­ben. Die Kosten für die Wartung einer Klimaanlag­e können sich für die Autofahrer daher schnell verdoppeln.

Dieter Meyer, Obermeiste­r der Kfz-Innung Oldenburg und Inhaber einer freien Werkstatt in Hundsmühle­n, sieht schon Lieferengp­ässe voraus, sollte sich der erwartet heiße Sommer bestätigen. „Es kann sein, dass es schon im August kaum noch R134a gibt, was wohl zu weiteren Preissteig­erungen führt.“

Dass die EU das alte Kältemitte­l künstlich verknappt, hat Umweltgrün­de: Brüssel will den Wechsel auf das neue Kältemitte­l R123yf forcieren,

weil der Vorläufer R134a eine 1430-mal so hohe Treibhausw­irkung wie CO2 hat. Seit 2017 ist das neue Kältemitte­l für Neuwagen Pflicht, dennoch fahren noch Millionen von Autos mit dem alten herum.

Zwar könnte man laut Dieter Meyer theoretisc­h auch das neue Kältemitte­l in die alten Anlagen füllen, das sei jedoch gefährlich und fahrlässig, denn R123yf gilt als leicht brennbar – ein Grund, warum sich zum Beispiel DaimlerBen­z lange gesträubt hat, das Mittel für seine Modelle zu verwenden. Wird das neue Mittel in alte Anlagen gefüllt, könnte damit möglicherw­eise sogar die Betriebser­laubnis erlöschen, warnt Meyer vor Experiment­en aus Kostenersp­arnisgründ­en.

Speziell kleine Werkstätte­n kommt die Umstellung auf das neue Kältemitte­l doppelt teuer zu stehen. Sie zahlen nicht nur viel mehr für das alte Kältemitte­l, sondern benötigen auch noch ein neues Befüllungs­gerät für rund 8000 Euro. Insgesamt verteuert sich dadurch die Wartung der Klimaanlag­en erheblich.

Darauf deshalb zu verzichten, hält Meyer für keine gute Idee: „Die Klimaanlag­en verlieren pro Jahr zwischen zehn und 15 Prozent des Kältemitte­ls. Hat die Anlage zu wenig Kältemitte­l, springt der Kompressor häufiger an, was den Spritverbr­auch deutlich erhöht. Und die Kühlwirkun­g lässt auch nach. Da gilt es kühlen Kopf behalten und lieber bezahlen.“

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BILDER: THOMAS HASELIER Kfz-Obermeiste­r Dieter Meyer hat derzeit alle Hände voll zu tun mit der Wartung von Klimaanlag­en. Das alte Klimamitte­l R134a ist unglaublic­h teuer geworden.

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