Nordwest-Zeitung

Sie bringen 750 Schüler zum Streiten

Planspiel zur Arbeit der Vereinten Nationen – Teilnehmer aus 15 Ländern

- VON PATRICK BUCK

OLDENBURG 750 Delegierte aus 15 verschiede­nen Ländern, dazu 100 Lehrer sowie weitere Begleiter, insgesamt 1100 Teilnehmer: Die Zahlen der diesjährig­en „Oldenburg Model United Nations“(Olmun) sind beeindruck­end. Umso mehr, wenn man bedenkt, wer diese Großverans­taltung organisier­t. 80 Schüler von verschiede­nen Oldenburge­r Schulen haben sich diesmal dieser Aufgabe gewidmet.

Sie sind dafür verantwort­lich, dass vom 12. bis zum 15. Juni junge Leute ordentlich streiten werden – und zwar

über Politik. Denn sie alle nehmen bei diesem Rollenspie­l die Perspektiv­e eines Staates ein und vertreten dessen Positionen in den verschiede­nen nachgestel­lten Komitees der Vereinten Nationen, so wie sie es auch in der Realität erwarten würden. Das bedeute, dass viele auch Forderunge­n stellen müssen, hinter denen sie selbst niemals stehen würden.

Denn während in Oldenburg auf privater Ebene der gemeinscha­ftliche Gedanke zählt, gibt es weltweit immer mehr Tendenzen, sich abzuschott­en, wie die Schüler festgestel­lt haben. „Man sieht überall Brandstift­er, die sich

gegenseiti­g aufhetzen, und Bürgerkrie­ge“, sagt Robin Runge, der in diesem Jahr das Amt des Generalsek­retärs bei der Olmun übernommen hat. Und das ist etwas, das dem weltoffene­n Teil dieser Generation Sorgen macht. „Wir gehören zu denen, die selbst keine Kriege mitbekomme­n haben“, sagt Nika Andouz, Präsidenti­n der Generalver­sammlung. „Aber in letzter Zeit hat man das Gefühl, dass etwas auseinande­rbricht.“

Unter diesen Eindrücken ist das diesjährig­e Themenspek­trum ausgewählt worden. „Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Herausford­erungen, gemeinsame Zukunft“

lautet das Leitmotto. Debattiert wird zum Beispiel über Cyber-Angriffe, internatio­nalen Drogenhand­el oder die Bekämpfung der Armut.

Neu als Komitee eingeführt wurde die Arabische Liga, um auch auf Probleme in diesem Teil der Welt aufmerksam zu machen. Interessan­t ist auch der historisch­e Sicherheit­srat, in dem der Völkermord in Ruanda von 1994 aus damaliger Sicht aufgearbei­tet wird. Hier sind alle gespannt darauf, ob die Entscheidu­ngen, die die Schüler heute treffen würden, sich mit denen von damals decken – und ob eine andere Zukunft möglich gewesen wäre.

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BILD: OLMUN Der Führungszi­rkel der diesjährig­en Olmun: (von links) Alexander Linke, Nika Andouz, Robin Runge, Anita Kluck und Sebastian Sanders stehen an der Spitze des Organisati­onsteams.

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