Sie bringen 750 Schüler zum Streiten
Planspiel zur Arbeit der Vereinten Nationen – Teilnehmer aus 15 Ländern
OLDENBURG 750 Delegierte aus 15 verschiedenen Ländern, dazu 100 Lehrer sowie weitere Begleiter, insgesamt 1100 Teilnehmer: Die Zahlen der diesjährigen „Oldenburg Model United Nations“(Olmun) sind beeindruckend. Umso mehr, wenn man bedenkt, wer diese Großveranstaltung organisiert. 80 Schüler von verschiedenen Oldenburger Schulen haben sich diesmal dieser Aufgabe gewidmet.
Sie sind dafür verantwortlich, dass vom 12. bis zum 15. Juni junge Leute ordentlich streiten werden – und zwar
über Politik. Denn sie alle nehmen bei diesem Rollenspiel die Perspektive eines Staates ein und vertreten dessen Positionen in den verschiedenen nachgestellten Komitees der Vereinten Nationen, so wie sie es auch in der Realität erwarten würden. Das bedeute, dass viele auch Forderungen stellen müssen, hinter denen sie selbst niemals stehen würden.
Denn während in Oldenburg auf privater Ebene der gemeinschaftliche Gedanke zählt, gibt es weltweit immer mehr Tendenzen, sich abzuschotten, wie die Schüler festgestellt haben. „Man sieht überall Brandstifter, die sich
gegenseitig aufhetzen, und Bürgerkriege“, sagt Robin Runge, der in diesem Jahr das Amt des Generalsekretärs bei der Olmun übernommen hat. Und das ist etwas, das dem weltoffenen Teil dieser Generation Sorgen macht. „Wir gehören zu denen, die selbst keine Kriege mitbekommen haben“, sagt Nika Andouz, Präsidentin der Generalversammlung. „Aber in letzter Zeit hat man das Gefühl, dass etwas auseinanderbricht.“
Unter diesen Eindrücken ist das diesjährige Themenspektrum ausgewählt worden. „Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Herausforderungen, gemeinsame Zukunft“
lautet das Leitmotto. Debattiert wird zum Beispiel über Cyber-Angriffe, internationalen Drogenhandel oder die Bekämpfung der Armut.
Neu als Komitee eingeführt wurde die Arabische Liga, um auch auf Probleme in diesem Teil der Welt aufmerksam zu machen. Interessant ist auch der historische Sicherheitsrat, in dem der Völkermord in Ruanda von 1994 aus damaliger Sicht aufgearbeitet wird. Hier sind alle gespannt darauf, ob die Entscheidungen, die die Schüler heute treffen würden, sich mit denen von damals decken – und ob eine andere Zukunft möglich gewesen wäre.