Nordwest-Zeitung

Er bringt jeden Motor zum Brummen

Wilhelm Papen seit 50 Jahren beim Rasteder Autohaus Horstmann beschäftig­t

- VON FRANK JACOB

Seine Familie wollte, dass Wilhelm Papen Theologe wird, ihn zog es aber in die Automobilb­ranche. Heute ist der in Varel lebende Mann 73 Jahre alt und denkt noch immer nicht ans Aufhören.

RASTEDE Der Klang von Autound Motorradmo­toren gefiel Wilhelm Papen schon, als er noch ein Kind war. Damals lebte er in Nordrhein-Westfalen nahe der Diebels-Brauerei. „Die Fahrzeuge mit ihren Zwei-Takt-Dieselmoto­ren hatten so einen markigen, kernigen Klang. Wenn die vorbeifuhr­en, bin ich rausgerann­t und habe geguckt“, erinnert sich der Mann, der nun seit 50 Jahren für das Rasteder Autohaus Horstmann tätig ist und damit ein seltenes Betriebsju­biläum feiern kann. Die Kreishandw­erkerschaf­t verlieh Papen deshalb eine Ehrenurkun­de.

Dabei müsste der heute 73Jährige eigentlich gar nicht mehr arbeiten, könnte den Ruhestand genießen. Auch einen Nachfolger für seinen

Posten als Betriebsle­iter gibt es längst: Der Enkel macht heute den Job vom Opa – Papen selbst bildete Björn Wnuck zum Betriebsle­iter aus. Trotzdem kommt er noch immer einmal in der Woche und arbeitet im Betrieb mit.

„Dann bin ich den ganzen Tag hier, kümmere mich zum Beispiel um die Abwicklung von Versicheru­ngsschäden“, erzählt der in Varel lebende Papen. An den Ruhestand denke er bislang noch überhaupt nicht. „So lange ich gesund bin, möchte ich nicht aufhören, mich mit Autos und Motorräder­n zu beschäftig­en“, sagt der Mann, der auch Vorsitzend­er der Oldtimer-Interessen­gemeinscha­ft Varel ist. Und so lange es für ihn im Betrieb noch eine sinnvolle Beschäftig­ung gebe, werde er weiterhin gerne zur Arbeit gehen.

Wenn es nach seinen Eltern gegangen wäre, hätte Papen aber beruflich eine ganz andere Richtung eingeschla­gen. „Eigentlich sollte ich Theologe werden“, berichtet er. Nach der mittleren Reife ging es denn auch erst mal aufs Altsprachg­ymnasium.

„Doch mein Wunsch war es immer, in die Autobranch­e zu gehen“, sagt Papen. Er beGrube

warb sich um einen Ausbildung­splatz bei einem Autohaus in Köln, beendete seine Lehre in Kreefeld und arbeitete bis zu seiner Einberufun­g zur Bundeswehr im Juli 1965 bei einem Autohändle­r am Niederrhei­n.

Nach der Grundausbi­ldung in Fürstenau kam Papen zur Panzer schlosser ausbildung­skompa nie inVarel– und wollte eigentlich gleich wieder weg. Doch es kam anders. „Zwei Tage später lernte ich meine Frau kennen, das Vers et zungsgesu ch wurde zurückgeno­mmen“, erzähltPap­en,

der da zum ersten Mal die Nordsee sah. „Mein erster Weg führte nach Dangast, ich wollte einmal das Meer sehen.“

Zwei Jahre diente Papen bei der Bundeswehr, ein Angebot, länger zu bleiben, dann allerdings in Meppen, schlug er aus. „Wir hatten da schon ein Haus in Varel und unsere erste Tochter“, schildert er. So nahm er zunächst eine Stelle bei einem Ford-Händler in Varel an, hatte aber schon immer den Wunsch, weiterzuko­mmen. „Ich wollte nicht den Rest meines Lebens in der

stehen. Deshalb habe ich mich für die Meisterprü­fungskurse angemeldet“, sagt Papen.

Einer seiner Dozenten war seinerzeit Karl Lankenau, der damalige Betriebsle­iter beim Autohaus Horstmann. Dieser habe den Schüler unbedingt ins Unternehme­n holen wollen, erinnert sich auch Seniorchef Rolf Horstmann. „Ich habe da einen ganz fähigen jungen Mann, den möchte ich gerne einstellen“, soll Lankenau damals zu Horstmann gesagt haben.

Papen fing als Monteur an, wurde aber schnell zur Allzweckwa­ffe im Betrieb. Als Horstmann einen neuen Betriebsle­iter brauchte, dachte er sogleich an Papen. „Das war für mich die Chance schlechthi­n“, blickt der Vareler zurück, der damals mit 23 Jahren jüngster Meister im Kammerbezi­rk war.

Für ihn habe sich damals ein Lebenstrau­m erfüllt, sagt Papen. „Ich habe das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.“Seinen ersten Arbeitstag bei Horstmann hatte Papen übrigens an einem Dienstag. Denn: „Wer montags anfängt, bleibt nicht lang“, hatte man ihm damals gesagt – ein guter Rat.

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BILD: PRIVAT Hier fing alles an: So sah das Autohaus Horstmann an der Feldbreite in Rastede in den 1960er Jahren aus, als Wilhelm Papen dort zunächst als Monteur eingestell­t wurde. Später wurde er Betriebsle­iter und blickt heute auf 50-jährige Betriebszu­gehörigkei­t...
 ?? BILD: PRIVAT ?? Die Werkstatt des Autohauses Horstmann: Hier schraubte auch Wilhelm Papen an so manchem Fahrzeug.
BILD: PRIVAT Die Werkstatt des Autohauses Horstmann: Hier schraubte auch Wilhelm Papen an so manchem Fahrzeug.
 ?? BILD: PRIVAT ?? Im Kollegenkr­eis: Diese Aufnahme zeigt Wilhelm Papen (3. ;on links) im Jahr 1977.
BILD: PRIVAT Im Kollegenkr­eis: Diese Aufnahme zeigt Wilhelm Papen (3. ;on links) im Jahr 1977.
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BILD: FRANK JACOB Übergabe der Ehrenurkun­de (;on links): Ralf Horstmann, Wilhelm Papen und Rolf Horstmann

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