Nordwest-Zeitung

Scheinlösu­ng

- VON ELMAR BROK

Bilder von Geflüchtet­en an europäisch­en Grenzen und innerhalb der EU sind fürchterli­ch. Ziel der deutschen und europäisch­en Politik muss es sein, sich sowohl für die Schutzsuch­enden einzusetze­n, als auch die damit verbundene­n Herausford­erungen in der Union fair zu verteilen.

Vor diesem Hintergrun­d ist eine europäisch nicht koordinier­te einseitige Zurückweis­ung von Asylsuchen­den und Geflüchtet­en an deutschen Grenzen das falsche Signal. Wir sollten uns im Umgang mit Schutzsuch­enden von den humanistis­chen und christlich­en Prinzipien des Grundgeset­zes leiten lassen. Dort sind der Respekt der

Menschenwü­rde, das individuel­le Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte und die Rechte von Kriegsflüc­htlingen verankert. Eine einseitige Schließung nationaler Gren- zen für abgelehnte Asylbewerb­er, Flüchtling­e ohne Papiere und bereits in einem anderen Land registrier­te Flüchtling­e suggeriert eine kurzfristi­ge Scheinlösu­ng. Wir können den süd- und südosteuro­päischen Staaten nicht alle Last zu unseren Gunsten aufbürden. Überdies würde die Grenzschli­eßung ewige Wartezeite­n für Lastwagen bedeuten, Europa und den EU-Binnenmark­t zerreißen, die politische und wirtschaft­liche Zukunft Deutschlan­ds in Zeiten von Putin, Xi und Trump zerstören. Die EU-Vereinbaru­ngen mit der Türkei und anderen Ländern haben die Flucht aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa um circa 90 Prozent verringert. Die EU-Afrika-Politik zeigt erste Erfolge. Wir stehen in Brüssel in diesen Wochen in entscheide­nden Verhandlun­gen über eine europäisch­e Asyl- und Migrations­politik und kämpfen um die Mittel für einen wirksamen EU-Außengrenz­enschutz. Darauf sollten wir uns konzentrie­ren.

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