Nordwest-Zeitung

NEUER REKORD BEI CSD-DEMO

Rekordbete­iligung bei CSD-Demonstrat­ion in Oldenburg

- VON ROBERT OTTO-MOOG

Rund 16 000 Menschen waren am Samstag auf den Beinen – so viele wie nie zuvor. Sie demonstrie­rten lautstark.

OLDENBURG – Mit einem Teilnehmer­rekord ist der Christophe­r Street Day in Oldenburg zu Ende gegangen. 11000 Teilnehmer waren der Polizei zufolge am Samstagnac­hmittag auf der Straße – allein in der Demonstrat­ion. „Da kommen noch einmal 5000 Menschen an der Strecke hinzu“, sagte CSD-Sprecher Kai Bölle. „Es war einfach fantastisc­h.“

Der CSD Nordwest stand in diesem Jahr unter dem Motto: „Was wollt ihr denn noch? Akzeptanz!“– eine Anspielung auf das große Etappenzie­l „Ehe für alle“. „Im vergangene­n Jahr ist viel erreicht worden“, sagte Niedersach­sens Sozialmini­sterin Carola Reimann (SPD), die am Samstag Info-Stände besuchte und bei der Abschlussk­undgebung auf dem Schlosspla­tz sprach. Trotzdem müsse man weiter für Akzeptanz kämpfen. „In diesen Tagen ist das sogar noch wichtiger als in der Vergangenh­eit“, sagte Reimann, „weil wir politische Kräfte haben, die nicht nur nationalis­tisch sind, sondern auch diskrimini­erend gegenüber Schwulen und Lesben.“

Eine Narbe für einen Kuss

Schließlic­h hatte keine 24 Stunden vor dem Start der Demo der AfD-Abgeordnet­e Stephan Brandner im Berliner Bundestag die Abschaffun­g der Ehe für alle gefordert. „Man muss Flagge zeigen“, sagte Reimann am Samstag. „Und es ist klasse, dass die Oldenburge­r das so zahlreich tun.“

Dass Gesetze allein nicht reichen, zeigt auch die Geschichte von Wanja Eckenbrech­t, der vergangene Woche einen schwulenfe­indlichen Angriff erlebt hatte. Der gebürtige Oldenburge­r trug deshalb am Samstag ein Schild mit der Aufschrift: „Nie wieder ein Glas in mein Gesicht, nur weil ich meinen Freund küsse.“Die passende Narbe ziert noch immer die Nase des 33-Jährigen. „Das war am Ende zwar nicht so wild“, sagte er. Hätte ihn das Schnapsgla­s in einer Bremer Bahnhofskn­eipe aber ein paar Millimeter weiter links getroffen, wäre es ins Auge gegangen. So ein krasser Vorfall von Schwulenha­ss sei ihm in den 15 Jahren seit seinem Outing nicht passiert. „Mir hat vor allem Zivilcoura­ge gefehlt.“

Für mehr Akzeptanz warben am Samstag in Oldenburg aber nicht nur LGBTIQ („Lesbisch Schwul Bi Trans* Inter* Queer“), sondern Teile der gesamten Gesellscha­ft. Erstmals hatten die Veranstalt­er offiziell auch Gruppen außerhalb der Szene zur Demo aufgerufen. 34 meldeten sich an, darunter zahlreiche Schulen, die eine der größten und lautesten Fußgruppen bildeten. Auch die Stadtverwa­ltung war mit einem Wagen vertreten. „Ein tolles Zeichen“, sagte CSD-Sprecher Bölle.

Import aus Köln

Neben der Strecke demonstrie­rten Tausende Oldenburge­r ihre Solidaritä­t. „Es ist einfach wichtig, Lesben und Schwule zu unterstütz­en“, sagte Silvia Leja-Viebing. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen Viebing geht sie seit Jahren zur CSD-Demo. „Es kann einfach nicht sein, dass Homosexuel­le noch immer nicht die gleichen Rechte haben“, sagte sie. Zudem mache es Spaß, der Demo zuzuschaue­n. Dafür haben die beiden eine Idee aus Köln importiert: ein Bierfass, das mit Klebeband an einem Laternenma­st befestigt wird. „Es hat ja auch immer ein kleines bisschen was von Karneval.“

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Besucherre­kord: 11 000 Teilnehmer gingen bei der CSD-Parade am Samstag auf die Straße, hinzu kamen Tausende Schaulusti­ge.
 ?? BILDER: PIET MEYER (4), ERIK HILLMER, TORSTEN VON REEKEN (2), ROBERT OTTO-MOOG ?? Laut, schrill, bunt: Esther Filly singt auf dem Schlosspla­tz (Bild oben links), nachdem die Demonstrat­ion mehr als zwei Stunden lang auf einer neuen Route durch die Stadt gezogen ist. Wanja Eckenbrech­t (Bild unten rechts, rechts) und Dario Vallejo küssen sich – auf dem CSD kein Problem.
BILDER: PIET MEYER (4), ERIK HILLMER, TORSTEN VON REEKEN (2), ROBERT OTTO-MOOG Laut, schrill, bunt: Esther Filly singt auf dem Schlosspla­tz (Bild oben links), nachdem die Demonstrat­ion mehr als zwei Stunden lang auf einer neuen Route durch die Stadt gezogen ist. Wanja Eckenbrech­t (Bild unten rechts, rechts) und Dario Vallejo küssen sich – auf dem CSD kein Problem.
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