NEUER REKORD BEI CSD-DEMO
Rekordbeteiligung bei CSD-Demonstration in Oldenburg
Rund 16 000 Menschen waren am Samstag auf den Beinen – so viele wie nie zuvor. Sie demonstrierten lautstark.
OLDENBURG – Mit einem Teilnehmerrekord ist der Christopher Street Day in Oldenburg zu Ende gegangen. 11000 Teilnehmer waren der Polizei zufolge am Samstagnachmittag auf der Straße – allein in der Demonstration. „Da kommen noch einmal 5000 Menschen an der Strecke hinzu“, sagte CSD-Sprecher Kai Bölle. „Es war einfach fantastisch.“
Der CSD Nordwest stand in diesem Jahr unter dem Motto: „Was wollt ihr denn noch? Akzeptanz!“– eine Anspielung auf das große Etappenziel „Ehe für alle“. „Im vergangenen Jahr ist viel erreicht worden“, sagte Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD), die am Samstag Info-Stände besuchte und bei der Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz sprach. Trotzdem müsse man weiter für Akzeptanz kämpfen. „In diesen Tagen ist das sogar noch wichtiger als in der Vergangenheit“, sagte Reimann, „weil wir politische Kräfte haben, die nicht nur nationalistisch sind, sondern auch diskriminierend gegenüber Schwulen und Lesben.“
Eine Narbe für einen Kuss
Schließlich hatte keine 24 Stunden vor dem Start der Demo der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner im Berliner Bundestag die Abschaffung der Ehe für alle gefordert. „Man muss Flagge zeigen“, sagte Reimann am Samstag. „Und es ist klasse, dass die Oldenburger das so zahlreich tun.“
Dass Gesetze allein nicht reichen, zeigt auch die Geschichte von Wanja Eckenbrecht, der vergangene Woche einen schwulenfeindlichen Angriff erlebt hatte. Der gebürtige Oldenburger trug deshalb am Samstag ein Schild mit der Aufschrift: „Nie wieder ein Glas in mein Gesicht, nur weil ich meinen Freund küsse.“Die passende Narbe ziert noch immer die Nase des 33-Jährigen. „Das war am Ende zwar nicht so wild“, sagte er. Hätte ihn das Schnapsglas in einer Bremer Bahnhofskneipe aber ein paar Millimeter weiter links getroffen, wäre es ins Auge gegangen. So ein krasser Vorfall von Schwulenhass sei ihm in den 15 Jahren seit seinem Outing nicht passiert. „Mir hat vor allem Zivilcourage gefehlt.“
Für mehr Akzeptanz warben am Samstag in Oldenburg aber nicht nur LGBTIQ („Lesbisch Schwul Bi Trans* Inter* Queer“), sondern Teile der gesamten Gesellschaft. Erstmals hatten die Veranstalter offiziell auch Gruppen außerhalb der Szene zur Demo aufgerufen. 34 meldeten sich an, darunter zahlreiche Schulen, die eine der größten und lautesten Fußgruppen bildeten. Auch die Stadtverwaltung war mit einem Wagen vertreten. „Ein tolles Zeichen“, sagte CSD-Sprecher Bölle.
Import aus Köln
Neben der Strecke demonstrierten Tausende Oldenburger ihre Solidarität. „Es ist einfach wichtig, Lesben und Schwule zu unterstützen“, sagte Silvia Leja-Viebing. Zusammen mit ihrem Mann Jürgen Viebing geht sie seit Jahren zur CSD-Demo. „Es kann einfach nicht sein, dass Homosexuelle noch immer nicht die gleichen Rechte haben“, sagte sie. Zudem mache es Spaß, der Demo zuzuschauen. Dafür haben die beiden eine Idee aus Köln importiert: ein Bierfass, das mit Klebeband an einem Laternenmast befestigt wird. „Es hat ja auch immer ein kleines bisschen was von Karneval.“