Bald Führerschein mit 16?
Niedersachsens Landesregierung nimmt Projekt in Angriff
Das Land war im Jahr 2004 Vorreiter: Seitdem gibt es das begleitete Fahren mit 17.
HANNOVER – Schon 16-Jährige könnten demnächst am Steuer eines Autos sitzen. Die Landesregierung hat das Projekt in Angriff genommen, auf Antrag der Fraktionen von SPD und CDU wird es am kommenden Freitag im Landtag in erster Beratung um das begleitete Fahren ab 16 gehen. „Trotz erfolgreicher Einführung nehmen noch zu wenige Fahranfänger am begleiteten Fahren ab 17 teil“, heißt es im Antrag zur Begründung.
Niedersachsen war 2004 Vorreiter: Seitdem dürfen 17Jährige dort in Begleitung ihrer Eltern Auto fahren, ehe sie mit 18 alleine unterwegs sind. Das Modellprojekt war
so erfolgreich, dass es seit 2008 bundesweit möglich ist. „Die bundesweite Einführung des begleiteten Fahrens ab 17 hat zu einer spürbaren Verbesserung der Verkehrssicherheit insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 25Jährigen geführt“, begründen die beiden Fraktionen ihren Antrag. So habe sich das Unfallrisiko von Fahranfängern um etwa 20 Prozent verringert – sie sind die Haupt-Risikogruppe
im Straßenverkehr.
Als Verkehrsminister hatte sich der jetzige Umweltminister Olaf Lies (SPD) schon früh für die neue Initiative ausgesprochen. Die Übungsphase solle auf zwei Jahre ausgeweitet werden, weil Fahrpraxis durch nichts zu ersetzen sei, sagte er etwa im vergangenen Juli. Amtsnachfolger Bernd Althusmann (CDU) unterstützt den Plan. „Fahranfänger gelten als größte Risiko- gruppe im Straßenverkehr“, sagte er. Das begleitete Fahren ab 17 Jahre habe sich nach seiner Erprobung ab 2004 und seiner allgemeinen Übernahme in das Bundesrecht in 2010 zur bisher erfolgreichsten Maßnahme zur Erhöhung der Fahranfängersicherheit entwickelt. „Ich würde mich freuen, wenn die Europäische Kommission das niedersächsische Vorhaben unterstützt und noch 2018 grünes Licht für ein entsprechendes Modellprojekt gibt“, sagte Althusmann.
Zwei andere Bundesländer sind diesmal dabei: Schleswig-Holstein und Brandenburg. Auch der ADAC unterstützt die Idee aus Niedersachsen grundsätzlich. Der Niedersächsische Fahrlehrerverband hatte sich schon im vergangenen Jahr für eine längere Begleitphase ausgesprochen.
Iür manchen jungen Menschen mag es ein wenig nervig sein, für die allgemeine Verkehrssicherheit ist es ein großer Gewinn: das begleitete Fahren mit 17. Durfte man sich vor Einführung der Neuregelung quasi direkt nach der Prüfung allein mit dem Auto im Straßenverkehr bewegen, haben Erwachsene jetzt noch maximal ein Jahr Einfluss auf die Fahrweise ihrer Schützlinge. Die Auswirkungen sind durchweg positiv: Das Unfallrisiko von Fahranfängern hat sich um etwa 20 Prozent verringert.
Dass Niedersachsen jetzt das begleitete Fahren mit 16 einführen will, ist einen Versuch wert. Für viele ist die Lernphase mit einem Fahr-Routinier an der Seite momentan zu kurz. Denn nicht immer gelingt es, die Fahrprüfung bereits kurz nach dem 17. Geburtstag abzulegen. Dann beschränkt sich das begleitete Fahren oft auf nur wenige Wochen. Mit einem zweijährigen Vorlauf hätten Führerschein-Neulinge mehr Zeit, den Ernst des Straßenverkehrs unter Aufsicht zu erlernen. Manchen Eltern gäbe das sicherlich ein gutes Gefühl.
@ Den Autor erreichen Sie unter Gröblinghoff@infoautor.de