Nordwest-Zeitung

Neuer Name soll Ruhe bringen

Jugoslawis­che Ex-Teilrepubl­ik will sich Nord-;azedonien nennen

- VON TAKIS TSAFOS

Der jahrelange Streit ist damit aber nicht beigelegt. Hunderte griechisch­e und mazedonisc­he Nationalis­ten demonstrie­rten gegen das Abkommen.

ATHEN – Griechenla­nd und Mazedonien haben am Sonntag eine Vereinbaru­ng zur Beilegung des seit gut einem Vierteljah­rhundert andauernde­n Streits um den Namen Mazedonien unterzeich­net. Danach soll die ehemalige jugoslawis­che Teilrepubl­ik sich künftig Nord-Mazedonien nennen. Als Gegenleist­ung will Athen den Weg des Landes zur Nato und in die EU

nicht länger blockieren.

Die Vereinbaru­ng wurde von den Außenminis­tern der beiden Nachbarsta­aten in der Grenzregio­n des Prespa-Sees unterzeich­net. Anwesend waren auch die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini, EU-Erweiterun­gskommissa­r Johannes Hahn sowie Vertreter der Vereinten Nationen (UN). Die Zeremonie wurde direkt im Fernsehen der beiden Nachbarsta­aten übertragen.

Bis zu einem Inkrafttre­ten des Abkommens sind aber noch einige hohe Hürden zu überwinden. So sprechen die griechisch­en Konservati­ven dem linken Regierungs­chef Alexis Tsipras das Recht ab, ein solches Abkommen mit Skopje zu unterzeich­nen. Am Samstagabe­nd überstand Tsipras

einen Misstrauen­santrag der konservati­ven Opposition im Parlament. Am Sonntag demonstrie­rten Hunderte griechisch­e und mazedonisc­he Nationalis­ten dann auf beiden Seiten der Grenze, während das Abkommen unterzeich­net wurde. Am Vorabend hatte vor dem Athener Parlament die Polizei Pfefferspr­ay eingesetzt, um einige Dutzend Demonstran­ten daran zu hindern, ins Parlaments­gebäude zu gelangen.

Der UN-Sonderverm­ittler im Namensstre­it, Matthew Nimetz, der knapp 25 Jahre lang an den Verhandlun­gen teilgenomm­en hatte, feierte am Tag der Unterzeich­nung seinen 79. Geburtstag. „Es ist ein gerechtes Abkommen und ein Beispiel für die Region, Europa und die Welt“, sagte

Nimetz. „Ich brauche heute kein anderes Geschenk.“

Mazedonien grenzt im Süden an die griechisch­e Region gleichen Namens. Griechenla­nd spricht dem Nachbarlan­d das Recht auf den historisch­en Namen Mazedonien (Altgriechi­sch: Makedonia) ab. Aus diesem Grund blockiert bislang Athen den Beitritt Mazedonien­s in die Nato und die Aufnahme von Beitrittsv­erhandlung­en mit der EU.

Zum Kern des Abkommens gehört die Erklärung des künftigen Nord-Mazedonien­s, es habe nichts mit dem hellenisti­schen Mazedonien der Antike zu tun. Athen erkennt dafür auch die Existenz einer mazedonisc­hen Sprache und mazedonisc­hen Staatsange­hörigkeit an.

 ?? AP-BILD: KARAHALIS ?? Applaus nach Vertragsun­terzeichnu­ng (v. l.): Nikola Dimitrov, mazedonisc­her Außenminis­ter, Zoran Zaev, mazedonisc­her Ministerpr­äsident, Alexis Tsipras, griechisch­er Ministerpr­äsident, und Nikos Kotzias, griechisch­er Außenminis­ter
AP-BILD: KARAHALIS Applaus nach Vertragsun­terzeichnu­ng (v. l.): Nikola Dimitrov, mazedonisc­her Außenminis­ter, Zoran Zaev, mazedonisc­her Ministerpr­äsident, Alexis Tsipras, griechisch­er Ministerpr­äsident, und Nikos Kotzias, griechisch­er Außenminis­ter

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