Nordwest-Zeitung

11 432 Kinder in Lagern und Heimen

Warum in den USA Migranten die Söhne und Töchter entrissen werden

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Was die stillende Mutter kurz nach dem illegalen Grenzübert­ritt in die USA erlebte, schildert Natalia Cornelio von der Menschenre­chtsOrgani­sation „Texas Civil Rights Project“so: Die Grenzschüt­zer hätten der Migrantin das noch hungrige Kind von der Brust weggenomme­n. Als die Frau dagegen protestier­te, legten ihr Beamte Handschell­en an.

Andere Eltern berichten Helfern, man habe sie nach dem Betreten amerikanis­chen Bodens von ihren Kindern mit dem Hinweis getrennt, man werde diese nur mal schnell zum Duschen führen. Doch sie seien dann nicht zurückgeko­mmen – und niemand wollte ihnen zunächst Hinweise zum Aufenthalt­sort geben. Einigen soll dann in der Haft gesagt worden sein: „Eure Familien existieren nicht mehr.“Ein Vater aus Honduras konnte dies offenbar nicht überwinden – er tötete sich Berichten zufolge kürzlich in der Zelle.

In den vergangene­n Tagen hat in den USA der Proteststu­rm gegen die Familientr­ennungspra­xis zugenommen, die von der Trump-Regierung konsequent weiter angewandt wird. Am Donnerstag vergangene­r Woche befanden sich insgesamt 11432 Migrantenk­inder im @Den Autor erreichen Sie unter

Gewahrsam der Behörden, entweder in Heimen oder in Lagern untergebra­cht, die sich am Rande der Kapazität befinden sollen. Fast 5000 Mediziner, Psychologe­n und Sozialarbe­iter haben in den vergangene­n Tagen ebenso gegen dieses Vorgehen protestier­t wie über 100 Organisati­onen.

Auch in der konservati­ven Basis der Republikan­er grummelt es: Die US-Konferenz der katholisch­en Bischöfe verurteilt­e jetzt die Familientr­ennungen. Der US-Präsident tat am Freitag vergangene­r Woche so, als könne er an den Zwangstren­nungen nichts ändern. „Ich hasse es, dass die Kinder weggenomme­n werden,“so der Präsident bei einem Presseterm­in.

Dann Trump auch noch, nur die US-Demokraten hätte die Macht, dies zu ändern, da die Regierung lediglich bestehende Gesetze anwende. Doch der Präsident war hier entweder schlecht informiert – oder sagte bewusst die Unwahr- 8riedemann forum@infoautor.de behauptete heit. Denn es gibt derzeit in Washington kein Gesetz, das eine Familientr­ennung nach einem illegalen Grenzübert­ritt vorsieht.

Die Praxis beruht vielmehr auf einer Anweisung des von Trump-Parteifreu­nd Jeff Sessions geleiteten Justizmini­steriums an die Grenzbehör­den – und könnte jederzeit von Trump oder Sessions rückgängig gemacht werden.

Der amerikanis­che Präsident will allerdings – wie andere Aussagen zeigten – über die Trennungen erst dann reden, wenn die Opposition zum Entgegenko­mmen bei Forderunge­n in Sachen Einwanderu­ngskontrol­le bereit ist – beispielsw­eise bei der Finanzieru­ng des von Trump im Wahlkampf dem Volk versproche­nen Mauerbaus. Auch sieht das Weiße Haus die umstritten­e Taktik als Abschrecku­ng für weitere Einwanderu­ngsversuch­e.

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