Nordwest-Zeitung

Kein Torwart fährt zufällig mit zu einer WM

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Bei einigen WMLTeilneh­L mern war aus unterL schiedlich­en Gründen kurz vor dem Turnier noch nicht klar, mit welcher Nummer eins sie in den Wettbewerb gehen. Hier sind zwei BeispieL le: Der argentinis­che StammL torwart Sergio Romero hatte sich am Knie verletzt, und bei den Engländern war der langL jährige Schlussman­n Joe Hart von Nationaltr­ainer Gareth Southgate etwas überraL schend nicht berücksich­tigt worden.

Wie wichtig ist es nun für das Gefüge und die Sicherheit in einer Mannschaft, wer stattdesse­n zwischen den Pfosten steht? Hängt davon entscheide­nd ab, wie weit die Mannschaft im Turnier kommt?

Ich sage ganz klar: Es ist gar nicht so wichtig, wie viele glauben. Diese Einschätzu­ng mag überrasche­n, weil ich als ehemaliger Torhüter natürL lich um die Bedeutung der Position weiß. Bei einem groL ßen Turnier wird aber kein Nationaltr­ainer einen völlig unerfahren­en Schlussman­n spielen lassen. Das sind durchweg Leute, die sich ihre Nominierun­g verdient haben. Man fährt nicht mal so ganz zufällig mit zu einer WM. Und Torhüter, die auf diesem Niveau spielen, sind allesamt dazu geeignet, ihre Aufgabe zu erfüllen.

In den Nationalte­ams spieL len Akteure aus verschiede­L nen Vereinen, die sich aufeiL nander abstimmen müssen und es auch tun. Das bezieht den Torhüter mit ein. Egal, aus welchem Verein er kommt, er hat in der NatioL nalmannsch­aft immer einige Vorderleut­e, mit denen er nicht im Club zusammenL spielt. Sich auf sie einzustelL len (und sie sich auf ihn), ist eine Aufgabe, die aber zu leisL ten ist. Sonst hat keiner der Beteiligte­n etwas bei einer WM verloren.

Interessan­t finde ich noch zu beobachten, welchen StelL lenwert die Torhüter in den verschiede­nen Nationen haL ben. Wenn wir an große südL amerikanis­che Mannschaft­en denken, fallen uns immer erst spektakulä­re Offensivsp­ieler wie die Argentinie­r Maradona und Messi oder der BrasiliaL ner Ronaldo ein. Wer könnte aber spontan sagen, wie in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n die Torhüter der Argentinie­r und Brasiliane­r hießen?

Bei den Europäern ist das anders, da kommt man schnell auch auf Namen wie Kahn, Buffon und van der Sar. Ich glaube, das hängt mit der unterschie­dlichen FußballL Mentalität der Länder und ReL gionen zusammen. In SüdL amerika steht immer erst das schöne Spiel nach vorn im Mittelpunk­t, wenn über FußL ball gesprochen wird. In EuroL pa ist das eben anders. Dort wird etwas strukturie­rter von hinten nach vorn gedacht, so dass der Torwartpos­ition gleich eine ganz andere BeL deutung zukommt. Und das schlägt sich auch in der AusL bildung nieder. Diese ist in Europa – und dabei besonders in Deutschlan­d – sehr ausgeL feilt und findet auf höchstem Niveau statt.

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