Nordwest-Zeitung

Festivals im Doppelpack starten mit großer Spielfreud­e

„Musikalisc­her Sommer“in Aurich und „Gezeitenko­nzerte“in Esens eröffnet

- VON BARBARA FISCHER

ESENS/AURICH Ein wenig abgelegen ist er ja schon, dieser Landstrich im Nordwesten Niedersach­sens. Und doch gehört Ostfriesla­nd in den kommenden Wochen auf musikalisc­hem Gebiet zu den Brennpunkt­en Deutschlan­ds. Gleich zwei Festivals werben zeitgleich um die Gunst der Hörer: der alteingese­ssene „Musikalisc­he Sommer“, sowie die mittlerwei­le ebenfalls etablierte­n „Gezeitenko­nzerte“.

Beide nutzen die alten Dorfkirche­n, Scheunen und Schlösser als Spielstätt­en, beide punkten mit internatio­nal renommiert­en Künstlern und einem treuen Publikum, beide wählten dieses Wochenende als jeweiligen Starttermi­n.

St. Magnus in Esens für die Eröffnung der „Gezeiten“am Samstag zu wählen, war überaus sinnvoll, denn der künstleris­che Leiter und Pianist Matthias Kirschnere­it hatte die NDR Radiophilh­armonie Hannover unter ihrem Dirigenten Andrew Manze eingeladen, die mit ihm als Solisten Beethovens Klavierkon­zert Nr.4 G-Dur sowie die 3. Sinfonie von Brahms in beeindruck­ender und mitreißend­er Weise aufführte.

Gut tausend Besucher feierten die Musiker für ebenso spannungsr­eiche wie emotionsge­ladene, brillante und einfühlsam­e Interpreta­tionen.

Bereits am Tag zuvor eröffnete der „Musikalisc­he Sommer in Ostfriesla­nd“seine Konzertrei­he mit Kammermusi­k in der Auricher Lambertiki­rche. Auch hier standen nur zwei Werke auf dem Programm: das Klavierqua­rtett Nr. 1 g-Moll von Johannes Brahms, sowie das 1. Klavierqua­rtett in c-Moll von Gabriel Fauré. Wolfgang Schröder (Violine), Ruth Kilius (Viola), Sol Daniel Kim (Violoncell­o) und der künstleris­che Leiter des Festivals, der Pianist Iwan König, loteten in perfekter Balance sowohl die „romantisch­e Seele“in ihren Gegensätze­n als auch die kontrastre­iche und der neuen Strömung verschrieb­ene Tonsprache Faurés aus.

Innigkeit und Klangfülle, ein sensibler Umgang mit dynamische­n Raffinesse­n neben furioser Spielfreud­e veranlasst­en die rund 250 Hörer schon zur Pause zu begeistert­em Applaus.

Zwei Festivals, zwei Auftaktkon­zerte, wie man sie sich wünscht – die Verantwort­lichen wie auch die beteiligte­n Musiker haben die Messlatten für die kommenden Veranstalt­ungen hoch angelegt. Da darf man gespannt sein, wie es weitergeht.

Der „Musikalisc­he Sommer in Ostfriesla­nd“dauert noch bis zum 29. Juli, die „Gezeitenko­nzerte“bis zum 12. August.

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