Festivals im Doppelpack starten mit großer Spielfreude
„Musikalischer Sommer“in Aurich und „Gezeitenkonzerte“in Esens eröffnet
ESENS/AURICH Ein wenig abgelegen ist er ja schon, dieser Landstrich im Nordwesten Niedersachsens. Und doch gehört Ostfriesland in den kommenden Wochen auf musikalischem Gebiet zu den Brennpunkten Deutschlands. Gleich zwei Festivals werben zeitgleich um die Gunst der Hörer: der alteingesessene „Musikalische Sommer“, sowie die mittlerweile ebenfalls etablierten „Gezeitenkonzerte“.
Beide nutzen die alten Dorfkirchen, Scheunen und Schlösser als Spielstätten, beide punkten mit international renommierten Künstlern und einem treuen Publikum, beide wählten dieses Wochenende als jeweiligen Starttermin.
St. Magnus in Esens für die Eröffnung der „Gezeiten“am Samstag zu wählen, war überaus sinnvoll, denn der künstlerische Leiter und Pianist Matthias Kirschnereit hatte die NDR Radiophilharmonie Hannover unter ihrem Dirigenten Andrew Manze eingeladen, die mit ihm als Solisten Beethovens Klavierkonzert Nr.4 G-Dur sowie die 3. Sinfonie von Brahms in beeindruckender und mitreißender Weise aufführte.
Gut tausend Besucher feierten die Musiker für ebenso spannungsreiche wie emotionsgeladene, brillante und einfühlsame Interpretationen.
Bereits am Tag zuvor eröffnete der „Musikalische Sommer in Ostfriesland“seine Konzertreihe mit Kammermusik in der Auricher Lambertikirche. Auch hier standen nur zwei Werke auf dem Programm: das Klavierquartett Nr. 1 g-Moll von Johannes Brahms, sowie das 1. Klavierquartett in c-Moll von Gabriel Fauré. Wolfgang Schröder (Violine), Ruth Kilius (Viola), Sol Daniel Kim (Violoncello) und der künstlerische Leiter des Festivals, der Pianist Iwan König, loteten in perfekter Balance sowohl die „romantische Seele“in ihren Gegensätzen als auch die kontrastreiche und der neuen Strömung verschriebene Tonsprache Faurés aus.
Innigkeit und Klangfülle, ein sensibler Umgang mit dynamischen Raffinessen neben furioser Spielfreude veranlassten die rund 250 Hörer schon zur Pause zu begeistertem Applaus.
Zwei Festivals, zwei Auftaktkonzerte, wie man sie sich wünscht – die Verantwortlichen wie auch die beteiligten Musiker haben die Messlatten für die kommenden Veranstaltungen hoch angelegt. Da darf man gespannt sein, wie es weitergeht.
Der „Musikalische Sommer in Ostfriesland“dauert noch bis zum 29. Juli, die „Gezeitenkonzerte“bis zum 12. August.