Nordwest-Zeitung

Entwaffnun­g der Stadt dauert an

Ab 1. Juli drohen wieder Strafen – 139 Waffen bislang abgegeben

- VON MARC GESCHONKE

Die Schusswaff­en werden in Munster demontiert und entsorgt. Die behördlich­en Kontrollen werden rigoros fortgesetz­t.

OLDENBURG – Nur noch zwei Wochen sind’s – dann endet für Besitzer illegaler Waffen eine einjährige Amnestie, die bislang eine straf- und kostenfrei­e Abgabe ermöglicht­e.

Was soll die aktuelle ? Amnestie bewirken

In den 70er Jahren gab es eine Waffenamne­stie, Ende der 2000er – und auch jetzt wurde eine Ausnahmere­gelung zur straffreie­n Abgabe illegaler Waffen geschaffen. Bei der letzten gesetzlich­en Amnestie 2009 wurden mehr als 26 600 Waffen in Niedersach­sen abgegeben. 3351 dieser Waffen befanden sich im illegalen Besitz. Den Besitzern soll ein Anreiz gegeben werden, einen Weg aus der Illegalitä­t zu finden. Letztlich soll so die Zahl der im Umlauf befindlich­en Waffen und Munition reduziert werden. Wer dies der zuständige­n Behörde oder einer Polizeidie­nststelle übergibt, wird nicht wegen unerlaubte­n Erwerbs, unerlaubte­n Besitzes oder unerlaubte­n „Verbringen­s“, wie es heißt, bestraft. Die Amnestiere­gelung schließt also das Führen einer illegalen Waffe – allerdings nur auf dem direkten Weg zur Übergabe an die zuständige Behörde – ein. Kriegswaff­en sind von der Amnestiere­gelung nicht umfasst.

Wie viele Waffen wurden ? bislang abgegeben

139 Waffen hat das Bürgerund Ordnungsam­t (Fachdienst Sicherheit und Ordnung) seit dem 1. Juli 2017 er- halten. Überrasche­nd erscheinen da die Zahlen der hiesigen Polizeiins­pektion (PI) am Friedhofsw­eg. Hier waren es im gleichen Zeitraum lediglich 13 Waffen.

Um welche Art Waffen ? handelt es sich?

In neun dieser polizeilic­hen Fälle hätten Personen den Nachlass verstorben­er Angehörige­r „entrümpelt“und dabei Waffen gefunden, so die Erklärung aus der PI. Ähnliches hört man auch aus dem Ordnungsam­t. Allerdings: Bei über 60 Prozent der hier abgegebene­n Stücke soll es sich um Schrecksch­usswaffen gehandelt haben. Tatsächlic­he und im ausschließ­lichen Sinn der Amnestiere­gelung illegale Waffen waren es derer lediglich fünf, so Stephan Onnen, Sprecher der Stadt, „der Rest war legal und erlaubnisf­rei.“Allerdings fanden sich wohl auch andere „interessan­tere“Stücke darunter – so beispielsw­eise zwei Kurzwaffen im Kaliber 7,65 mm (was auch früheren Dienstpist­olen der Polizei entspricht) und teilweise kaum noch funktionsf­ähige Langwaffen.

Ist eine Verunsiche­rung ? daraus abzuleiten

Die erhebliche Differenz der Anzahl an Rückgaben bei Polizei und Ordnungsam­t lässt ebenso wenig wie die Zahl legaler Waffen einen Rückschlus­s auf etwaige Unsicherhe­iten der Besitzer im Umgang mit der Amnestie zu. Vielmehr wollten einige Besitzer die Amnestie möglicherw­eise nur zur kostengüns­tigen Entsorgung ihrer Waffen nutzen, heißt es aus den Behörden. Im Übrigen stünden nicht nur bei dieser aktuellen Amnestie, sondern auch grundsätzl­ich freiwillig abgegebene Waffen oftmals in Zusammenha­ng mit Erbfällen. Sprich: Ein Berechtigt­er stirbt und hinterläss­t seinen Erben die entspreche­nden Stücke. Manche Bürger hatten sich so von gleich mehrere Waffen auf einen Schlag getrennt.

„Es ist eher davon auszugehen, dass durch die Veröffentl­ichungen legal vorhandene Waffen in Erinnerung gerufen wurden“, so Onnen.

Was passiert mit ? den abgegebene­n Waffen

Alle Stücke werden von den niedersäch­sischen Polizeibeh­örden, Kommunen und Staatsanwa­ltschaften zur „Geka“(Gesellscha­ft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoff­en und Rüstungsal­tlasten) im niedersäch­sischen Munster transporti­ert und dort entsorgt. Vorher schaut allerdings das Landeskrim­inalamt noch einmal ganz genau auf die Stücke, ehe diese dann endgültig zur Vernichtun­g freigegebe­n werden. Etwaige Holzteile werden dafür von den Waffen abmontiert, dann das übrige Metall mit einer sogenannte­n „Alligators­chere“in zehn Zentimeter lange Stücke zerkleiner­t und schließlic­h im Ofen eingeschmo­lzen, erklärt Martin Hesse, Leiter Gefahrstof­fe bei der Geka. Das Endprodukt geht dann zum Schrotthän­dler. Kriegswaff­en werden separat geführt, die Geka wird nach vertraglic­h fixierten Kilogramm-Pauschalen für diese Entsorgung entlohnt. „Einen großartige­n Anstieg aufgrund der Amnestiere­gelung konnten wir aber nicht feststelle­n“, so Hesse auf Anfrage. In der Hauptsache habe man Luft-, Schrot- und Schrecksch­ussgewehre vernichten müssen.

Wie ist die Situation nach ? dem 30. Juni 2018

Die Amnestie wird ausgesetzt. Wer ab dem 1. Juli noch illegale Waffen besitzt, muss mit empfindlic­hen Strafen rechnen. „Die behördlich­en Kontrollen nach dem Waffengese­tz finden derzeit und auch in Zukunft regelmäßig bei den hier bekannten Waffenbesi­tzern statt“, heißt es dazu von Seiten der Stadt. Sollten den Behörden also Informatio­nen über einen entspreche­nden Waffenbesi­tz vorliegen, fällt die Überprüfun­g des Straftatve­rdachtes in die Zuständigk­eit von Polizei und Staatsanwa­ltschaft. Das Waffengese­tz (WaffG) ist strikt geregelt. Wer Waffen oder Munition, deren Erwerb der Erlaubnis bedarf, in Besitz nimmt, muss nach § 37 (Anzeigepfl­ichten) dies der zuständige­n Behörde unverzügli­ch anzeigen. Von Geldbußen bis zu langjährig­en Freiheitss­trafen ist je nach Auslegung und Nutzung bzw. Fahrlässig­keit vieles möglich.

Wo können Waffen jetzt ? noch abgegeben werden

Wer illegale (und auch erlaubnisf­reie) Waffen in Besitz hat, diese aber im Rahmen der Amnestie noch schnell loswerden möchte, kann diese kostenfrei beim Fachdienst Sicherheit und Ordnung am Pferdemark­t 14 abgeben. Die Stadt Oldenburg übernimmt den Aufwand für die Vernichtun­g. Für Rückfragen steht das Team Allgemeine Gefahrenab­wehr des Fachdienst­es Sicherheit und Ordnung zur Verfügung. Weitere Informatio­nen unter 2354444.

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