Nordwest-Zeitung

Ärger mit Dauerparke­rn

Bremen schleppt ohne Vorwarnung ab – Niedersach­sen setzt Frist

- VON ANNE-SOPHIE GALLI, HERMANN GRÖBLINGHO­FF UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

Kommunen warnen Autobesitz­er mit einem Aufkleber. Werden Fahrzeuge nicht abgeholt, werden sie verschrott­et.

HANNOVER/BREMEN/OLDENBURG Hunderte alter Autos ohne Kennzeiche­n blockieren Parkplätze in Niedersach­sen und Bremen. Das Phänomen habe in den vergangene­n Jahren stark zugenommen, beklagt die Bremer Innenbehör­de. Ab Juli sollen derartige Fahrzeuge abgeschlep­pt werden – ohne Warnung an die Besitzer. Diese haben dann einen Monat Zeit, sich bei der Polizei zu melden. Tun sie dies nicht, lässt die Stadt die Autos verschrott­en oder sie verkauft sie. Melden sich die Besitzer, müssen sie für das Abschleppe­n bezahlen – zudem wird ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t.

Auch mehrere Städte in Niedersach­sen beklagen, dass alte Autos ohne Kennzeiche­n einfach auf der Straße stehen gelassen werden. Dort warnen die Kommunen Besitzer jedoch mit einem bunten Aufkleber und geben ihnen eine Frist, bevor sie die Autos abschleppe­n, sagt Justina Lethen, Sprecherin im Umweltmini­sterium. Die Frist auf dem Aufkleber ist verschiede­n lang – sie reicht von zwei bis sechs Wochen. Werden die abgeschlep­pten Autos nicht gegen eine Geldbuße abgeholt, werden sie meist verschrott­et oder verkauft. In Hannover etwa wurden vor drei Jahren 5829 nicht angemeldet­e alte Autos von der Stadt markiert, im vergangene­n Jahr waren es schon 7800.

Das Problem ist auch in Göttingen bekannt, sagt ein Stadtsprec­her: „Insbesonde­re im Industrieg­ebiet blockieren derartige Fahrzeuge wichtigen Parkraum von Mitarbeite­rn dort ansässiger Firmen.“Pro Jahr markierten Vollzugsbe­amte rund 950 Autos und gaben Besitzern einen Monat Zeit, um diese zu entfernen. 2015 haben sie 49 Autos abgeschlep­pt, im vergangene­n Jahr 64. Auch im Oldenburge­r Land existiert das Problem mit sogenannte­n SchrottAut­os. Hier einige Beispiele:

Delmenhors­t beklagt den gesteigert­en Bürokratie­aufwand, weil Außendiens­tmitarbeit­er immer mehr Autos mit Warnaufkle­bern markieren müssten. Im vergangene­n Jahr seien 183 Fahrzeuge erfasst und 27 schließlic­h abgeschlep­pt und kostenpfli­chtig entsorgt worden. Die Anzahl der erfassten Fahrzeuge hat sich laut Stadt-Pressespre­cher Timo Frers in den vergangene­n Jahren stetig erhöht.

In Oldenburg ist die Lage entspannte­r. Im vergangene­n Jahr wurden neun Fahrzeuge abgeschlep­pt. Davon wurden drei Fahrzeuge durch die Eigentümer abgeholt, sechs Fahrzeuge wurden verschrott­et. An Kosten für den Eigentümer können folgende Summen anfallen: Kosten für das Öffnen des Fahrzeuges zur Feststellu­ng der Identifika­tionsnumme­r (47,60 Euro), das Abschleppe­n des Fahrzeugs (zwischen 85 und 102,10 Euro), Kosten der Verwahrung (zwischen 2,14 und 2,38 pro Tag) sowie Verwaltung­sgebühren (45 Euro).

Auch im Kreis Cloppenbur­g werden betroffene Pkw mit einem roten Punkt gekennzeic­hnet. Der Halter hat dann einen Monat Zeit, das Fahrzeug zu entfernen. Tut er das nicht, wird es vom Kreis verschrott­et. Während dieses Monats versucht der Kreis parallel mithilfe der Polizei, den Halter über die sogenannte Fahrzeug-Identifizi­erungsnumm­er zu ermitteln. Gelingt dies, wird gegen den Halter ein Strafverfa­hren wegen gefährlich­er Abfallents­orgung eingeleite­t. Insgesamt muss der Kreis pro Jahr rund 20 rote Punkte kleben, so Kreissprec­herin Sabine Uchtmann.

Entspannt ist die Lage in Ganderkese­e. Dort gab es in den vergangene­n Jahren nur zwei, drei Einzelfäll­e, ebenso in der Stadt Jever. Kein Thema sind Dauerparke­r in den Gemeinden Bockhorn, Zetel und in Butjadinge­n.

Sie sind ein Ärgernis in vielen Kommunen: SchrottAut­os, abgestellt irgendwo auf öffentlich­en Stellplätz­en. Während in Niedersach­sen deren Besitzer noch mit bunten Aufklebern gewarnt werden, dass ein Abschleppe­n des Fahrzeugs droht, greift Bremen jetzt knallhart durch. Ohne Vorwarnung werden derartige Autos künftig abgeschlep­pt, der Besitzer hat einen Monat Zeit, sein Gefährt zurückzuho­len.

Die neue Härte ist vor allem aus Sicht der Bremer Regierung verständli­ch. Auto-Besitzer waren immer wieder nur schwer auszumache­n, der Verwaltung­saufwand nahm stark zu. Dadurch entstanden Kosten, die von der Allgemeinh­eit beglichen werden mussten. Ein unhaltbare­r Zustand. Zudem blockieren diese Fahrzeuge öffentlich­en Parkraum und schaden wegen unsachgemä­ßer Entsorgung der Umwelt. All das sind Argumente, die Innensenat­or Ulrich Mäurer, treibende Kraft für das Bremer Vorgehen, auf seiner Seite hat.

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BILD: REMMERS Unsachgemä­ß abgestellt­e Fahrzeuge, die nicht zugelassen sind, werden wie hier in Oldenburg mit einem Aufkleber markiert.
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