Nordwest-Zeitung

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- VON ALEXANDER WILL

Die Vereinigte­n Staaten verlassen den UN-Menschenre­chtsrat – und voraussehb­ar feiert in den Reaktionen der deutsche Antiamerik­anismus fröhliche Urständ. Dabei haben die Amerikaner völlig recht. Dieses Gremium ist eines der auffälligs­ten Absurdität­en des UN-Systems. Es ist heuchleris­ch und zeigt immer wieder antisemiti­sche Züge.

Ein Blick auf die illustren Mitglieder dieses Wächterrat­es der Menschenre­chte zeigt: Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Verbrecher­regime „wachen“über die Rechte von Menschen, die sie selbst mit Füßen treten.

Da ist Venezuela. Dort knebelt die Regierung die Opposition, Wahlen werden gefälscht und eine diebische Linksdikta­tur hat das Land in eisernem Griff. Da ist China. Dort gibt es Heere von Lagerinsas­sen. Politische Freiheiten existieren nicht, dafür ist der Kopfschuss für geringste Delikte wohlbekann­t. Da sind die Philippine­n. Dort führt der Präsident einen „Krieg gegen die Drogen“unter Hintanstel­lung von Recht und Gesetz. Um es kurz zu machen: Von den 47 aktuellen Mitglieder­n haben fast die Hälfte selbst schwerste Menschenre­chtsverlet­zungen auf dem Kerbholz.

Das ist schlicht ein Skandal, und das hat Folgen: Der Rat entwickelt seit seiner Gründung eine Form von institutio­nalisierte­m Antisemiti­smus, der sich stets gegen den jüdischen Staat richtet. Zwischen 2006 und 2016 wurde Israel dort 68 Mal verurteilt. Syrien – an zweiter Stelle in der „Hitliste“der Verurteilu­ngen – nur 20 Mal. China kein einziges Mal, ebenso wenig wie die Türkei, Russland, Venezuela oder die Hamas im Gazastreif­en. Zudem lässt der Rat Israel regelmäßig eine politische „Sonderbeha­ndlung“zukommen – in jeder Sitzung gibt es einen festen Tagesordnu­ngspunkt zum jüdischen Staat. Das passiert keinem anderen Land der Welt, nur der einzigen Demokratie im Vorderen Orient. Zweifelhaf­te Machthaber lenken so mit klassische­m Antisemiti­smus von ihren Untaten ab. Der Rückzug der USA kam im Übrigen nicht überrasche­nd. Ein ganzes Jahr haben die Amerikaner versucht, diese Zustände zu mildern. Vergeblich. Angesichts dessen ist es an der Zeit, dass Deutschlan­d und andere westliche Demokratie­n dem US-Beispiel folgen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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